Unter der Bezeichnung „Deutsche Christen" (DC) werden verschiedene Vereinigungen innerhalb der protestantischen Kirche zusammengefasst. Gemeinsames Merkmal war die Nähe zum nationalsozialistischen Regime. Für die DC gehörten „Rasse, Volkstum und Nation“ zu den gottgegebenen Grundlagen des Daseins. Sie waren durch einen ausgeprägten Antisemitismus charakterisiert. Zudem strebten die DC eine Neugliederung der Kirche an, die die alten kirchlichen Organisationsstrukturen zu Gunsten einer zentralisierten Reichskirche überwinden sollte.
Nicht in allen Ortschaften gab es DC-Gruppen. Die Ortsgruppe in Neustadt wurde im September 1933 von Philipp Schmidt (1891-1940) gegründet, der ab diesem Zeitpunkt sein Amt als Pfarrer in Neustadt aufnahm. Er galt Zeit seines Lebens als wichtiger Vertreter der DC in Neustadt.
Nach der „Machtergreifung“ erhielt die Bewegung in der gesamten Pfalz einen starken Zuwachs. Im November 1933 gehörte mehr als die Hälfte aller Theologen der pfälzischen Landeskirche den DC an. Die Reichweite der DC reduzierte sich jedoch im Verlauf der 30er Jahre aufgrund der Radikalisierung innerhalb der Vereinigung. In diesem Zuge verloren die DC auch die Unterstützung durch die NSDAP-Führung. Letztere fürchtete weitere Konflikte zwischen Kirche und NS-Staat.
Nach dem Tod von Pfarrer Schmidt im April 1940 verloren die DC wesentlich an Einfluss innerhalb der Kirchenleitung und der Neustadter Gemeinde. 1942 schätzte der Dekan Karl Otto die Zahl der Deutschen Christen auf 200 gegenüber 14 000 Gemeindemitgliedern. In den 1940er Jahren wurden die DC auch juristisch nach einem Prozess als Freikirche innerhalb der protestantischen Kirche eingestuft. Somit verloren sie beispielsweise das Recht darauf, regelmäßig eigene Gottesdienste in der Neustadter Stiftskirche durchführen zu dürfen.