Die Pfälzische Landeskirche im Nationalsozialismus
Innerkirchliche Spannungen innerhalb der protestantischen Landeskirche gab es schon seit dem 19. Jahrhundert. Eine große Gruppe waren die sogenannten „Positiven“, die auf die fundamentale Bedeutung der Bibel pochten. Dieser Gruppe standen die „Liberalen“ gegenüber, die den Glauben stärker mit einem modernen, aufklärerischen Zeitgeist verbanden. Die 1932 erfolgte Gründung der „Deutschen Christen", die sich dem nationalsozialistischen Parteiprogramm verschriebenen hatten, überstrahlte die innerkirchlichen Konflikte im Jahr 1933.
Am 28. Juni 1934 schaltete sich die Kirchenregierung auf der sogenannten Eingliederungssynode1 in Speyer gleich, indem sie Teil der zentralisierten Deutschen Evangelischen Kirche unter dem neu gewählten Reichsbischof und Deutschen Christen Ludwig Müller wurde. Ludwig
Diehl, auch ein Deutscher Christ, wurde zum Landesbischof gewählt. Schon im März 1934 hatte sich die Landessynode in einer gemeinsamen
„Entschließung“ „offen und freudig zum Dritten Reiche Adolf Hitlers“
bekannt. Von der evangelischen Geistlichkeit wurde erwartet, „daß sie [...] ihre seelsorgerliche Arbeit so
gestaltet, daß sie vollkommen im Dritten Reiche verwurzelt“ sei.
Zwar verloren die Deutschen Christen nach der Gründung der Pfälzischen Pfarrbruderschaft bald Einfluss innerhalb der Landeskirche (vgl. Info-Box „Deutsche Christen“), insgesamt stand die protestantische Landeskirche dem Hitler-Regime jedoch treu zur Seite. Die große Mehrheit innerhalb der evangelischen Kirche betrachtete sich während der NS-Zeit nicht als politische Opposition. Im Jahr 1938 bestätigte die Pfälzische Geistlichkeit ihre Treue gegenüber dem NS-Staat in einem Eid auf den Staat. Die wenigen evangelischen Pfarrer, die sich gegen den Nationalsozialismus aussprachen, wurden rasch ausgesondert. Widerstand befürchteten die nationalsozialistischen Machthaber innerhalb der protestantischen Landeskirche kaum.