Das politische Fest – Damals und Heute
Im folgenden Unterkapitel geht es um offizielle politische Feste in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Organisation, die Art und der Ablauf von Festen hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten sehr verändert. Zudem unterscheiden sich politische Feste in Autokratien1 und vor allem Diktaturen deutlich von jenen in Demokratien und freiheitlichen Gesellschaften. Die Feste in Neustadt eignen sich als Beispiele, um sich mit den Inszenierungen der Volksgemeinschaftsideologie in der Zeit des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen und die Wirkungsweisen zu hinterfragen. Für die offiziellen Feste gab es zwei Ebenen: Ein zentrales Fest, das mit Auftritten von Adolf Hitler, Joseph Goebbels und anderen führenden NSDAP-Vertretern gestaltet wurde, und gleichzeitig Feste vor Ort in den Städten und Kommunen. Auf diesen Veranstaltungen wurden die regionalen Bräuche mit den Elementen der Zentralfeier verknüpft.
Dieser Exkurs beginnt zunächst mit einer Darstellung in Form eines Audioguides (M1) zum „Reichserntedankfest“, um in das Thema einzuführen. M1 ist in Anlehnung an eine Vorlesung als Tondokument gestaltet und mit einigen Bildern und Visualisierungen hinterlegt. Die weiterführenden Materialien gliedern sich in drei Sektionen: Die erste Sektion vertieft die Annäherung an das Thema und bezieht sich weiterhin auf das „Reichserntedankfest“. In der zweiten Sektion geht es um das Erntedankfest in Neustadt. In der dritten Sektion werden Materialien für Projekte zu den Feierlichkeiten am 1. Mai in Neustadt bereitgestellt.
Aufgabe
Aufgabe
M1: Audioguide zum Thema „Reichserntedankfest"
Tipp: Auf folgenden Internetportalen finden Sie weitere Informationen zu den „Reichserntedankfesten“ 1933-1937.
M2: Der Historiker Michael Kißener erklärt in einer Veröffentlichung von 2020 die Bedeutung von Großveranstaltungen für das Gefühl, einer „funktionierenden Volksgemeinschaft“ anzugehören
M3: Auszug aus der Live-Reportage vom „Reichserntedankfest“ des Deutschen Rundfunks am 1. Oktober 1933
Info-Box: Rundfunk als Propagandainstrument im Nationalsozialismus
Hier finden Sie Informationen zum Rundfunk als Propagandainstrument im Nationalsozialismus.
M4: Der Historiker Bernhard Gelderblom urteilt im Jahr 2020 zum „Reichserntedankfest“
Info-Box: Streit um den Bückeberg
Hier finden Sie weitere Websites zu den Diskussionen um den Bückeberg.
Aufgaben
Im Audioguide (M1) stand das Erntedankfest auf dem Bückeberg als Beispiel im Mittelpunkt. Sie finden in der folgenden Sektion Materialien zu politischen Festen in Neustadt im Nationalsozialismus. Wie schon gesagt stand das jeweils zentrale Fest, an dem Hitler und andere hochrangige NSDAP-Mitglieder teilnahmen, nicht allein. Die Wirkmacht der Veranstaltungen sollte bis in entlegene Ortschaften und Städte transportiert werden und Teile des offiziellen Festprogramms, z.B. die Rede Hitlers, wurden per Rundfunk bei den regionalen Feiern übertragen.
M5: Dieser Zeitungsartikel „Erntedankfest und Schule“ erschien am 28. September 1933 in der Pfälzischen Bürgerzeitung
Erntedankfest und Schule
Am Sonntag, dem 1. Oktober wird zum ersten Male vom ganzen deutschen Volk ein gemeinsames Erntedankfest gefeiert. Die Bedeutung des Tages ist auch unserer Schuljugend nahezubringen. Zu diesem Zweck ist in allen Schulen an einem Schultag vor dem Erntedankfest eine Gedenkstunde abzuhalten, in der auf die Erneuerung des Volkstums aus Blut und Boden und auf die Bedeutung des deutschen Bauernstandes hingewiesen wird. Für die städtische Schuljugend sind an einem der Schultage kurz vor oder nach dem 1. Oktober Schulausflüge zu veranstalten, mit denen die Besichtigung eines Bauernhofes zu verbinden ist. Auch die Gedenkstunde kann mit einem solchen Ausflug verbunden werden.
Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus verweist auf die Schrift „Blut und Boden. Die Grundlage der deutschen Zukunft“, die die Bedeutung des deutschen Bauernstandes in herausragender Weise würdigt.
M6: Anordnungen und Regelungen zum Erntedankfest in Neustadt vom 29. September 1933
M7: Anordnungen und Regelungen zum Erntedankfest in Neustadt, erschienen in der Pfälzischen Bürgerzeitung am 28. September 1933
M8: Eintrag in „Das Kampfjahr 1933", Chronik von Neustadt, bearbeitet von Heinrich Maria Sauer
M9: Der Historiker Christoph Kühberger urteilt in einer Monographie von 2006 über den heutigen Umgang mit nationalsozialistischen Bildern
M10: Das Theoriekonzept in Begriffen und Schlagwörtern
Aufgaben
Der 1. Mai war schon seit dem 19. Jahrhundert ein besonderer Tag im politischen Kalender. Die „Zweite Sozialistische Internationale" hatte ihn 1889 zu einem die Völker verbindenden „Kampftag" erklärt. Auch in den Zeiten der Weimarer Republik riefen am 1. Mai kommunistische Verbände, Gewerkschaften und Arbeiterorganisationen zu Streiks und Demonstrationen für die Rechte der Arbeiter*innen und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen auf. Der Tag war häufig von Auseinandersetzungen geprägt, die auch die großen Brüche in der Gesellschaft jener Zeit spiegelten. Die NSDAP stand also vor der Frage, wie sie 1933 mit diesem Tag umgehen sollte.
Die folgenden Materialien können Aufschlüsse über die historischen Hintergründe und den Charakter der Festlichkeiten rund um den 1. Mai geben. Sie finden grundlegende Informationen zur Bedeutung des 1. Mai zur Zeit des Nationalsozialismus auf dem Portal „Lebendiges Museum Online (LeMO)" des Deutschen Historischen Museums. Dieses Kapitel können Sie anhand der Aufgaben bearbeiten. Alternativ werden zwei Vertiefungsangebote zur Projektarbeit angeboten:
M11: Die Vereinnahmung des Begriffes „Arbeit“ in der nationalsozialistischen Ideologie
M12: Ablauf des Staatsaktes in Berlin/Tempelhof, Beginn 20 Uhr
M13: Aufruf des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda in der regionalen Presse am 28. April 1933
M14: Der Historiker Klaus-Jürgen Becker urteilt in einem Aufsatz von 2020 über das Verhältnis zwischen politisch organisierter Arbeiterschaft und NS-Regime
M15: Auszug aus dem Artikel „Zum 'Tag der nationalen Arbeit'" aus dem Pfälzischen Kurier vom 27. April 1933
M18: Eine Seite aus dem Stadt- und Dorfanzeiger vom 2. Mai 1933 mit ausgewählten transkribierten Abschnitten
M19: Der Historiker Stefan Boß schreibt zum 1. Mai 1933 in einer Veröffentlichung von 2020
Info-Box: Zerschlagung der Gewerkschaften am 2. Mai 1933
Hier finden Sie Informationen zur Zerschlagung der Gewerkschaften am 2. Mai 1933.
M20: Die Historikerin Miriam Breß beschreibt die sogenannten „Bettlerwochen“ (September 1933) in einer Veröffentlichung von 2020
Aufgaben
Vertiefungsangebot: Eine Projektaufgabe zur Erstellung eines Ausstellungsplakat
Vertiefungsangebot: Szenisches Spiel