Im Februar 1933 lebten 266 jüdische Einwohner*innen in Neustadt. Wie du auf dem Stadtplan erkennen kannst, wohnten sie über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Bis zu den Ereignissen der Reichspogromnacht sank die jüdische Bevölkerung Neustadts auf rund 170 Personen, im Juli 1940 lebten nur noch knapp über 30 Jüdinnen und Juden im Stadtgebiet. Wie erlebten die Menschen die Diskriminierung und Verfolgung? Welche Handlungsspielräume boten sich ihnen im Alltag? Wie kann man die Erinnerung an ihr Leben und ihr Wirken in der Gesellschaft wachhalten?
Die Entwicklung der jüdischen Bevölkerung Neustadts von 1933 bis 1940
In diesem Unterkapitel stehen Lebenswege jüdischer Menschen aus und in Neustadt im Mittelpunkt. Hierzu befasst du dich zunächst mit einer Quelle, die dir eine gute Grundlage für die Auseinandersetzung mit den Reaktionen diskriminierter und verfolgter Menschen vor Ort und deren Versuchen, „Wege des Lebens in der Verfolgung zu finden“1 bietet. Es handelt sich um Artikel aus dem Jüdischen Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz. Die monatlich erscheinende Zeitschrift wurde in der Regionalausgabe erstmalig am 1. September 1937 veröffentlicht und musste nach der Ausgabe vom 1. November 1938 eingestellt werden.
Insbesondere viele jüdische Menschen in und um Neustadt zählten zur Leserschaft des Jüdischen Gemeindeblatts für das Gebiet der Rheinpfalz. Die Zeitschrift wurde gezielt auch dafür genutzt, über antijüdische Maßnahmen, Selbsthilfeaktionen und Möglichkeiten zur Flucht in das Ausland zu informieren. In der Zeitschrift selbst wurde hierzu nicht die Bezeichnung „Flucht“, sondern die der „Auswanderung“ gewählt. Die Texte vermieden die Kritik am Regime. Politische Diskriminierungsmaßnahmen konnten nur im Wortlaut des Gesetzes abgedruckt und eventuell mit Erklärungen zu notwendigem Handlungsbedarf für die Leser*innen verbunden werden. Eine Stellungnahme oder auch nur eine Auseinandersetzung mit den praktischen Auswirkungen der Gesetze und Verordnungen war nicht möglich.
In der zweiten Sektion folgst du anhand biografischer Einblicke dem Leben und den bis heute in Neustadt vorhandenen Spuren der Familie Strauß, des Ehepaars Ludwig und Margarethe Altschüler sowie Henriette Löbs.
M1: Der Historiker Michael Brenner setzt sich 2020 in dem Aufsatz „Die Gefahr erkennt man immer zu spät“ mit der Frage auseinander, wann die deutschen Jüdinnen und Juden die ihnen drohende Gefahr wahrnahmen
Info-Box: Reichsvertretung der Juden in Deutschland
Hier findest du weitere Informationen zur Reichsvertretung der Juden in Deutschland.
M2: Auszug aus dem Titelblatt der Erstausgabe des Jüdischen Gemeindeblatts für das Gebiet der Rheinpfalz vom 1. September 1937
M3: Auszug aus dem Jüdischen Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz vom 1. September 1938
Info-Box: Jüdische Winterhilfe
Hier findest du nähere Informationen zur Jüdischen Winterhilfe.
Aufgaben
Vertiefungsangebot: „Es war nie Auswanderung, immer nur Flucht“
Bio-Clip 1: Ludwig und Margarethe Altschüler
Weiterführende Literatur, Quellen und Weblink
Hier findest du weiterführende Literatur, Quellen und einen Weblink zur Familie Altschüler.
Bio-Clip 2: Dr. Karl Strauß
Weiterführende Literatur
Hier findest du weiterführende Literatur.
Bio-Clip 3: Henriette Löb
Aufgaben