Die Partner*innenwahl ist für uns heute eine Privatsache. Von Rechts wegen haben grundsätzlich alle Bundesbürger*innen die Möglichkeit, die Partnerin oder den Partner frei zu wählen. Innerhalb einer Ehe kann das Paar entscheiden, wer arbeiten geht, wer sich um die Kindererziehung kümmert und wie die Erziehung gestaltet werden soll. Einschränkungen dieser elterlichen Freiheiten durch den Staat gibt es vor allem dann, wenn die Erziehung durch die Eltern nicht dem Wohl des Kindes dient. Diese rechtliche Freiheit hat sich historisch entwickelt und ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Zur Zeit des Nationalsozialismus galt die Familie als „Keimzelle der Sippe und des Volkes“ und somit als zentraler Bestandteil der Volksgemeinschaft. Ihr kam eine große ideologische Bedeutung zu. Ab 1935 gab es beispielsweise gesetzliche Eheverbote zwischen „Volksgenossen" und Juden*Jüdinnen, die mit der Ideologie der „Rassenhygiene"1 begründet wurden. 1938 wurde das Scheidungsrecht für sogenannte „Fehlehen" gelockert. Als „Fehlehen" galten kinderlose Partnerschaften.
Inwiefern konnten die Geschlechterbeziehungen in Neustadt zwischen 1933 und 1945 selbstbestimmt gestaltet werden? Und welche Rollen kamen Männern und Frauen dabei innerhalb der Familie zu? Um diese Fragen geht es in diesem Unterkapitel.
M1: Die Geschlechterbilder in der Volksgemeinschafts-Ideologie
In der Friedrich-Ebert-Straße Hausnummern 36 bis 48 (in der NS-Zeit
Kaiserstraße) befindet sich ein Häuserkomplex, der unter Denkmalschutz
steht. Das dreigeschossige Gebäude wurde 1936 von dem Architekten Fritz
Lutz entworfen. Es wurde für die Familien der Bediensteten der Deutschen
Reichspost erbaut. Über den Treppentürmen befinden sich vier Skulpturen
der Bildhauer Gustav Adolf Bernd (Kaiserslautern), Fritz Korter
(Einsiedlerhof Neustadt), Franz Lind (Freinsheim) und Otto Rumpf
(Kaiserslautern). Eine fünfte Skulptur ist heute nicht mehr erhalten.2 Die Figuren stehen auf
Sockeln mit thematischen Inschriften. In dem Band
Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz werden sie als „bildkünstlerische Darstellungen gesellschaftlicher Werte“3 charakterisiert. Die Bildhauer waren Mitglied der Reichskammer der Bildenden Künste, ihre Entwürfe entsprachen der Form- und Bildsprache des nationalsozialistischen Kunstverständnisses. Es ist gut möglich, dass die Skulpturen
in der Friedrich-Ebert-Straße angesichts des 1934 neu aufgelegten
Gesetzes zu „Kunst am Bau“ entstanden. Letzteres verpflichtete das
Reich, die Länder und die Gemeinden dazu, einen gewissen Prozentsatz
öffentlicher Gebäude mit Skulpturen zu versehen.
Info-Box: Kunst im Nationalsozialismus
Hier bekommst du einen Überblick über die Kunst im Nationalsozialismus.
Info-Box: Orden und Ehrenzeichen im Nationalsozialismus
Hier erfährst du mehr zu Orden und Ehrenzeichen während der NS-Zeit.
Aufgaben
Vertiefungsangebot: Orden und Ehrenzeichen heute
Auch heute werden noch Orden und Ehrenzeichen für herausragende Leistungen verliehen. Die Bundesrepublik Deutschland verleiht das sogenannte Bundesverdienstkreuz. Daneben hat jedes Bundesland eigene sogenannte Verdienstorden, so auch das Land Rheinland-Pfalz.
M3: Ausschnitt aus dem Zeitungsartikel „Der Reichsmütterdienst am Werk“ aus der NSZ Rheinfront, 1937
Info-Box: Das Mutterkreuz
Hier findest du Informationen zum sogenannten „Mutterkreuz".
Aufgaben
M5: Zeitungsartikel „Ein Vortrag für die Frauen“ aus der NSZ Rheinfront vom 18. November 1940
M6: Zeitungsartikel aus der NSZ-Rheinfront zu einer Pflichtversammlung der NS-Frauenschaft mit dem Titel „Reinhaltung des deutschen Erbgutes“ aus dem Jahr 1935
Info-Box: NS-Frauenschaft
Hier erfährst du mehr über die NS-Frauenschaft.
Info-Box: Pauline Schwitzgebel (1889-1963)
Hier findest du Informationen zur Biografie Pauline Schwitzgebels.
Info-Box: Gaufrauenschaftsleiterin
Hier findest du Informationen zu dem Amt der Gaufrauenschaftsleiterin.
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M7: Auszüge aus dem Zeitungsartikel „Den Röcken treu geblieben“ aus der NSZ-Rheinfront von 1940
M9: Antrag zur Vergabe des Kriegsverdienstkreuzes (2. Klasse) an die Haßlocherin Else Lätsch 1943/44
Aufgaben
M10: Auszug aus einer Weisung an die Dienststellen, die mit der Vergabe der Ehrenkreuze der deutschen Mutter befasst waren (Neustadt, 20. Februar 1939)
M11: Auszüge aus ablehnenden Beurteilungen für die Mutterkreuzvergabe, 1939-1940
Info-Box: Stadtfürsorgerinnen
Hier findest du Informationen zu den Stadtfürsorgerinnen.
Info-Box: Biografie Emilie Karl (*1909)
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