Dauber, Gertrud

von Markus Raasch

Gertrud Dauber wurde 1902 in Finkenbach als Tochter eines evangelischen Pfarrers geboren. Sie war staatlich geprüfte Sozialfürsorgerin. Seit April 1931 gehörte sie der NSDAP an, wirkte schon 1932 als Kreisfrauenschaftsleiterin im Kreis Landstuhl-Waldmohr und war dann als hauptamtliche Sozialreferentin des Gaues Rheinpfalz beschäftigt. Dauber gerierte sich als „100-prozentige“, also als „eine überzeugte und aktive Anhängerin der NS-Doktrin“, die „in ihrem persönlichen Geltungsbedürfnis ganz im nazisstischen Ideengut aufgegangen ist und sich diesem mit Haut und Haaren verschrieben hatte.“ „Dass sie wirklich die richtige Person am richtigen Platze war“ – so heißt es in ihrer Entnazifizierungsakte – „beweist auch ihr unmittelbares Zusammenarbeiten mit dem ehemaligen Gauleiter Bürckel, der sich seine getreuen Gefolgsleute selbst ausgesucht hatte.“ 1935 wurde Dauber Leiterin der NS-Frauenschaft des Gaus Pfalz-Saar (ab 1936 Saarpfalz) und im gleichen Jahr auch Mitglied der Staatsakademie für Rassen- und Gesundheitspflege. 1937 traf sie wahrscheinlich Hitler auf dem Obersalzberg. Sie hat sich mehrfach antisemitisch geäußert und an der „Ausmerzung der Erbuntüchtigen“ propagandistisch und bürokratisch beteiligt. Vermutlich hätte sie der Gaufrauenschaft noch länger als 1941 vorgestanden, wenn nicht die Geburt eines unehelichen Kindes – der Vater wurde geheim gehalten – ihre weitere Karriere unmöglich gemacht hätte. Sie zog aus der Pfalz weg und war fortan an verschiedenen Arbeitsämtern, zunächst in Thüringen, dann in Worms beschäftigt. Auch hier ließ sie keinen Zweifel daran, „daß sie sich eng an die Ziele der NSDAP anlehnte und von der Idee Hitlers ehrlich überzeugt war“. Im Rahmen der „Entnazifizierung“ wurde sie der Gruppe der „Minderbelasteten“ zugeordnet. Sie starb 1984 in Zweibrücken.

Quellen

Spruchkammer I a Neustadt an der Haardt, 20.09.1949, Landesarchiv Speyer R18 20438.

Literatur

Anette Michel, „Führerinnen“ im Dritten Reich. Die Gaufrauenschaftsleiterinnen der NSDAP, in: Sybille Steinbacher (Hrsg.), Volksgenossinnen. Frauen in der NS-Volksgemeinschaft, 2. Aufl. Göttingen 2017, 115–137. Konzise werden Sozialprofil, Alltag und Verantwortlichkeiten der Gaufrauenschaftsleiterinnen beschrieben.

Markus Raasch, Die Mehrheit der Volksgemeinschaft. Der NS-Staat und die Frauen, die Frauen und der NS-Staat, in: Ders. (Hrsg.), Volksgemeinschaft in der Gauhauptstadt. Neustadt an der Weinstraße und der Nationalsozialismus. Münster 2020. Der Aufsatz beleuchtet am Beispiel Neustadts die Geschlechterpolitik des Nationalsozialismus und die „agency“, die Frauen vor diesem Hintergrund entwickeln konnten. Die Gaufrauenschaftsleiterinnen spielen dabei eine größere Rolle.

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