von Franz Maier
Als „Vertrauensmann der NSDAP“ bei der Stadtverwaltung genoss Andreas Daniel während des Zweiten Weltkriegs faktisch eine erhebliche Machtposition in Neustadt, obwohl er weder dort noch bei der Partei eine herausgehobene Stellung innehatte. Dabei war der am 8. September 1894 in Maikammer geborene Daniel zunächst politisch ganz anders ausgerichtet: In der Zeit der Weimarer Republik war er Mitglied der SPD und engagierte sich in der „Eisernen Front“ und in der Friedensliga. Seit 1924 war er als Lagerarbeiter bei der Südmetall AG in Mußbach beschäftigt. Unmittelbar nach der Machtübernahme der NSDAP trat er im April 1933 in die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) ein. Als Betriebsobmann bei der Südmetall AG nutzte er seine Position zur Bespitzelung und Schikanierung von politisch anders denkenden Arbeitskollegen, auch wenn sein eigener Parteieintritt erst nach Aufhebung der seit Mai 1933 geltenden Mitgliedersperre im Jahr 1937 erfolgen konnte. Seine Freundschaft mit dem Oberbürgermeister Karl Schlee zahlte sich bei Kriegsbeginn 1939 aus, als die Stadt ihn nach nur dreitägigem Dienst in der Wehrmacht für unabkömmlich erklärte und ihn im Jahr darauf in ihrer Fürsorgeabteilung anstellte. Zugleich amtierte er innerhalb der Ortsgruppe Neustadt-West als Zellenleiter und Organisationsleiter. Nach Kriegsende war er bis 1947 interniert. In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde sein Verhalten von allen befragten Zeugen so durchgehend negativ beurteilt, dass die Spruchkammer Neustadt ihn am 19. August 1949 als „Belasteten“ einstufte. Allerdings erhob der inzwischen als Pförtner beim Rheinpfalz-Verlag beschäftigte Daniel Widerspruch gegen diese Entscheidung, woraufhin das Verfahren im folgenden Jahr ohne Urteil eingestellt wurde.
Quellen
Landesarchiv Speyer R18 17339.