Schlee, Karl Ludwig

Leiter der NSDAP-Ortsgruppe Neustadt, v.l.: Otto Theilmann, Hieronymus Merkle, Ludwig Diehl, Karl Ludwig Schlee. Foto: Stadtarchiv Neustadt, B II Nr. 392b.

von Franz Maier

Karl Schlee wurde am 16. Mai 1902 in Eisenberg (Pfalz) als Sohn des Bäckers Karl Ludwig Schlee geboren und wuchs in Carlsberg auf. Seine Eltern schickten ihn 1913 auf die Mittelschule nach Elberfeld in der preußischen Rheinprovinz, doch musste er schon im Jahr darauf wieder an die Volksschule in Carlsberg zurückkehren, nachdem sein Vater beim Kriegsausbruch zum Heer eingezogen worden war und bis 1918 Kriegsdienst leisten musste. Der Sohn begann 1916 eine kaufmännische Lehre bei der Kolonialwarengroßhandlung Hubing in Lambsheim, wo er auch danach bis 1923 beschäftigt war und sich daneben in Abendkursen in Frankenthal beruflich weiterbildete. Da sein Vater 1918 krank und erwerbsunfähig aus dem Krieg zurückgekommen war, musste er für seine Eltern und die minderjährigen Geschwister sorgen. Im Jahr 1923 zog Karl Schlee nach Neustadt und war dort bei verschiedenen Großhandelsfirmen tätig. Im Mai 1925 trat er in die neugegründete NSDAP-Ortsgruppe ein, in der er sich von Anfang an auf führenden Positionen intensiv engagierte. Bei der Aufteilung der Ortsgruppe Neustadt im Mai 1933 übernahm er die Leitung der neuen Ortsgruppe Neustadt-West. Außerdem rückte er in den nach der „Machtergreifung“ der NSDAP umgebildeten Stadtrat ein und wurde dort Fraktionsführer der NSDAP. Bei der Umbildung der Stadtspitze im April 1936 übernahm Schlee von Kreisleiter Hieronymus Merkle das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters und trat am 28. April 1938 die Nachfolge des nach Kaiserslautern wechselnden Richard Imbt als hauptamtlicher Oberbürgermeister von Neustadt an. Als engster Mitarbeiter des Kreisleiters Merkle war er bereits ab 1933 dessen Stellvertreter, obwohl ihm erst 1938 als Kreisorganisationsleiter formell ein Amt in der Kreisleitung übertragen wurde, als er während der Abordnung Merkles nach Wien bis 1940 kommissarisch als Kreisleiter amtierte. Seine Amtszeit als Neustadter Oberbürgermeister endete faktisch mit seiner Einberufung zur Wehrmacht im März 1944. Er wurde schwer verwundet und geriet gegen Kriegsende in amerikanische Gefangenschaft. Die Amerikaner internierten ihn zunächst im Lager Kornwestheim und übergaben ihn 1947 an die Franzosen, die ihn noch bis zum Dezember 1948 in Landau internierten. Das gegen ihn eröffnete Säuberungsverfahren wurde am 30. Januar 1950 von der Spruchkammer Neustadt eingestellt.

Quellen

Landesarchiv Speyer L28 Z1483 464, R18 25536.

Literatur

Franz Maier, Biographisches Organisationshandbuch der NSDAP und ihrer Gliederungen im Gebiet des heutigen Landes Rheinland-Pfalz. 2. Aufl. Mainz u. a. 2009, 468–469. Das Standardwerk zur Prosopographie der NSDAP auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz.

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