Wie gut verstehen sich eigentlich Bayern und die Pfalz? Kennst du Erzählungen über die bayerische Zeit, beispielsweise über die „Zwockelsbrücke“ und über die „Zwockel“? So nannten die Neustadter*innen etwas abschätzig bayerische Beamte. Du fragst dich sicher, was das mit dem Thema zu tun hat. Die Pfalz war seit 1816 ein Teil von Bayern und behielt diese Zugehörigkeit auch in der Zeit des Nationalsozialismus.
Vor der NS-Zeit befanden sich die Pfalz und auch Neustadt in einer besonderen Situation. Mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg und dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages standen große Teile des Pfälzischen Gebietes unter französische Besatzungsherrschaft. Die bis in das Jahr 1930 andauernde Besetzung der Pfälzer Gebiete setzte sich in der zeitgenössischen Erinnerung vieler Neustadter*innen als konfliktreiche Zeit der Fremdherrschaft und wirtschaftlicher Einschränkungen fort. Neben Fragen des nationalen Zugehörigkeitsgefühls und der wirtschaftlichen Sondersituation bestimmte vor allem auch das Ringen um politische Ordnungen die öffentliche Wahrnehmung.
In Folge der Ruhrkrise wurde im Herbst 1923 von sogenannten „Separatisten" der nur wenige Monate später scheiternde Versuch unternommen, einen vom Deutschen Reich unabhängigen Staat zu gründen, die „Autonome Pfalz“. Wirft man einen Blick über die Pfalz hinaus, so prägten auch der gescheiterte „Hitler-Putsch“ im November sowie die kommunistischen Aufstände im Osten Deutschlands das „Krisenjahr" 1923 bedeutend.
Dieses Unterkapitel widmet sich der bewegten politischen Vorgeschichte des Nationalsozialismus in Neustadt und hilft dir so zu verstehen, wie die NS-Diktatur in Neustadt Fuß gefasst hat.
Info-Box: Die Rheinlandbesatzung nach dem Ersten Weltkrieg
Hier kannst du dich zur Situation des Rheinlandes und der Pfalz nach dem Ersten Weltkrieg informieren.
M1: Die Historikerin Sarina Hoff beurteilt die Wahrnehmung der französischen Besatzungszeit in Neustadt in einer Veröffentlichung von 2020
M2: In die Heimat versendete Postkarten von 1919 und 1928 in Neustadt stationierten, französischen Soldaten
Aufgaben
M3: Die „Befreiungs-Sondernummer" der Pfälzischen Bürgerzeitung vom 30. Juni 1930
M5: Auszug aus dem Jahresbericht des humanistischen Gymnasiums in Neustadt an der Haardt (Schuljahr 1930/31)
M6: Die Historikerin Sarina Hoff beurteilt die deutsch-französische Wahrnehmung des Abzugs französischer Truppen in einer Veröffentlichung von 2020
Aufgaben
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Info-Box: Der Pfälzische Separatismus und die Ausrufung der „Autonomen Pfalz“
Hier kannst du dich zum Pfälzischen Separatismus informieren.
M8: 1923 veröffentlichtes Plakat der Regierung der „Autonomen Pfalz“
M9: Fotografie einer in Neustadt gehängten „Separatisten-Puppe" (1923)
M10: Ausschnitt des Artikels „Wie sich die französische Nation um die Separatisten gekümmert hat“, erschienen im Stadt- und Dorfanzeiger vom 1. Juli 1930
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M11: Ausschnitt aus dem Artikel „Pfälzischer Separatismus“ von Gerhard Gräber, erschienen im Historischen Lexikon Bayerns im Jahr 2006
M12: Ausschnitt eines am 7. Januar 1984 in der Rheinpfalz veröffentlichten Leserbriefs eines Bürgers aus Edenkoben, der das Jahr 1923 als Zeitzeuge im Jugendalter erlebte
M13: Die Historikerin Sarina Hoff beschreibt in einer Veröffentlichung von 2020 die Auswirkungen der französischen Besatzung und der Separatistenzeit auf die politische Kultur in Neustadt
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