Jeder Mensch trägt Erinnerungen in sich. Manche Erinnerungen sind sehr persönlich, manche werden mit der Familie und Freunden geteilt, wieder andere prägen viele Menschen, Regionen oder auch Nationen. Diese in Gesellschaften geteilte und häufig kontrovers diskutierte Erinnerung wird in Bezugspunkten und Ausdrucksformen sehr unterschiedlicher Art konkret. Denkmäler, Rituale und Legenden sind hierfür ebenso Beispiele wie Gedenkstätten und Museen. Auch Straßennamen oder Grabsteine sind solche Zeugnisse der Geschichtskultur in einer Gesellschaft. Es handelt sich um Kristallisationspunkte, an denen sich die Erinnerung und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit verdichtet. In Neustadt gibt es viele "Orte der Erinnerung". Einige von ihnen werden ganz bewusst zur Aufrechterhaltung der Erinnerung genutzt, so etwa die Gedenkstätte für NS-Opfer im Quartier Hornbach.
Die Vielfältigkeit dieser Erinnerungslandschaften wird auch durch die Erschließung und Aufarbeitung neuer Orte der Erinnerung geprägt. Oft steht dabei die Frage im Mittelpunkt, welche Deutungen von Vergangenheit in der Gegenwart vermittelt werden sollen. Solch öffentliche Debatten spiegeln, dass sich die durch Erinnerung transportierten Geschichtsbilder stetig neu definieren.
Über die Datenbank Erinnerungsorte für die Opfer des Nationalsozialismus der Bundeszentrale für politische Bildung kannst du selbst nach Orten der Erinnerung recherchieren oder sogar neue Einträge vorschlagen.
Info-Box: Josef Bürckel (1895-1944)
Hier findest du Informationen zur Biografie Josef Bürckels.
Nach seinem Tod im Jahr 1944 wurde Josef Bürckel im Ehrenhain des Neustadter Hauptfriedhofs bestattet. Nach Kriegsende bemühten sich die Stadtverantwortlichen um eine Rückführung des Grabes nach Lingenfeld. Im August 1947 beschloss der Neustadter Stadtrat jedoch die Umbettung der Grabstätte in ein Randgebiet des Friedhofgeländes. 2016 schließlich beantragten die Nachkommen Bürckels eine Entfernung des Grabsteins, der allerdings auf Grund der Einstufung als „erhaltenswertes, historisches Denkmal“ seitens der Denkmalbehörde in Mainz nicht stattgegeben wurde. Seitdem bietet der Umgang mit dem Grabstein Bürckels immer wieder Anlass zu kontroversen Diskussionen in der Neustadter Öffentlichkeit.
Nähere Informationen zu Bürckels Grabstein findest du auch im entsprechenden Lexikonartikel.
M1-M3: Stellungnahmen zum Umgang mit dem Grabstein des ehemaligen Gauleiters Josef Bürckel
Aufgaben
M5: Neustadter Stadtratsbeschluss vom 27. April 1933 zur Umbenennung von Straßen und Plätzen
M6: Neustadter Stadtratsprotokoll vom 4. Oktober 1944 über die Umbenennung der Luitpoldstrasse zur Josef-Bürckel-Straße
M7: Schreiben der Stadt Neustadt vom 17. August 1938 zur Umbenennung jüdischer Straßennamen
Info-Box: Umbenennung der Straßen und Plätze in Neustadt nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach 1945 erhielten in Neustadt zahlreiche in der NS-Zeit umbenannte Straßen und Plätze ihre ursprünglichen Namen zurück oder wurden erneut umbenannt. Hier kannst du dich über die getroffenen Änderungen informieren.
M8: Ausschnitte aus einer Stellungnahme zu Straßenneubenennungen des Historikers Gerhard Wunder vom 3. Dezember 1986
Aufgaben
Einführungsvideo „Stolpersteine als Orte der Erinnerung" (2020)
Übersicht der in der Neustadter Innenstadt verlegten Stolpersteine
M9: Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, äußerte sich 2009 zum „Stolperstein-Projekt"
M10: „Denkmäler haben noch nie die Toten zurückgebracht“, Ausschnitte aus einem Leserbrief an Die Rheinpfalz, erschienen am 8. Oktober 2002
M11: „Aus der Ferne Auschwitz erleben“, Ausschnitte aus einer Leserantwort zum Leserbrief (M10), erschienen in Die Rheinpfalz am 24. Oktober 2002
M12: Ausschnitt aus dem Artikel „Neuer Glanz für die Erinnerung“, erschienen in Die Rheinpfalz vom 1. Oktober 2013
Aufgaben
Aufgabe
Videocollagen (ausgewählte Beispiele)