von Eberhard Dittus
Die Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt an der Weinstraße wurde am 10. März 2013 unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Malu Dreyer eröffnet. Sie befindet sich im Arrestgebäude der ehemaligen Turenne-Kaserne (heute: Quartier Hornbach). In dieser Kaserne eröffneten die Nationalsozialisten am 10. März 1933 ein „Schutzhaft- und Arbeitslager“, das die Forschung zu den sogenannten frühen Konzentrationslagern zählt. 450 Männer und eine Frau aus mehr als 80 Gemeinden in der Pfalz wurden hier gefangen gehalten und misshandelt. Die meisten der Häftlinge waren SPD-Mitglieder, Kommunisten oder Gewerkschafter. Unter ihnen: überwiegend Arbeiter, aber auch Ärzte, Bäcker, Buchdrucker, Bürgermeister, Chorsänger, Dachdecker, Gastwirte, Gipser, Kapellmeister, Landwirte, Lehrer, Maler, Maurer, Metzger, Pfarrer, Polizisten, Rechtsanwälte, Schlosser, Schneider, Schreiner, Schumacher, Steinmetze, Viehhändler, Waldarbeiter und Winzer. Der Förderverein, der die Gedenkstätte betreibt, wurde am 4. November 2009 gegründet. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an die Ereignisse der NS-Geschichte wach zu halten und der Opfer der NS-Diktatur zu gedenken. Derzeit wird der Verein durch 165 Mitglieder (Stand: Juni 2020) getragen. Im Vorstand engagieren sich 10 Personen ehrenamtlich, Vorsitzender ist Eberhard Dittus. Ein Kuratorium aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft unterstützt den Verein. Die Gedenkstätte wurde als Museum und Geschichtswerkstatt eingerichtet und zählt mit ihren pädagogisch ausgerichteten Bildungsangeboten zu außerschulischen Lernorten der Erinnerungs- und Gedenkkultur in der NS-Zeit. Die Gedenkstätte ist von Montag bis Freitag in der Zeit von 10 bis 15 Uhr und am Sonntag von 14 bis 16 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich. Für Gruppen und Schulen gelten nach Absprache zusätzliche Öffnungszeiten. Außerhalb der Gedenkstätte bietet der Verein Stadtführungen zum „Jüdischen Leben in Neustadt“ oder Führungen zur „Diktatur- und Demokratiegeschichte in Neustadt“ an. Im Angebot sind ebenfalls Führungen über den Jüdischen Friedhof in Verbindung mit Themen des Judentums.
Literatur
Martina Ruppert-Kelly/Eberhard Dittus, Die Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt an der Weinstraße, in: Gedenkstätten-Rundbrief 177, 2015, 17–25. Knapper, anschaulicher Abriss der Geschichte der Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt an der Weinstraße.
Miriam Breß, In „Schutzhaft“ im „frühen“ Konzentrationslager Neustadt a. d. Haardt. Hitergründe und Funktion der „Schutzhaft“, in: Jahrbuch der Hambach-Gesellschaft 24, 2017, 107–131. Der auf umfangreichem Quellenstudium basierende Aufsatz spiegelt den neuesten Forschungsstand zum frühen Konzentrationslager Neustadt.