SPD

Neustadter Nationalsozialisten schleifen eine schwarz-rot-goldene Fahne durch die Straßen der Stadt. Foto: Stadtarchiv Neustadt, Fotosammlung.

von Klaus-Jürgen Becker

Die Neustadter Sozialdemokratie organisierte sich 1875. Weder im Kaiserreich noch in der Novemberrevolution oder in der Weimarer Republik wurde sie zu einem bestimmenden Faktor. Bei der Stadtratswahl am 8. Dezember 1929 entfielen von 30 Mandaten nur sechs auf die SPD. Trotzdem wurde sie früh ein Angriffsziel der NSDAP – bei deren Gautag 1932 griffen Marschteilnehmer mehrere Mitglieder der „Eisernen Front“ an. In die Enge gedrängt, schossen die Sozialdemokraten auf die Angreifer und verletzten fünf Nationalsozialisten zum Teil schwer. Schon am 6. März 1933 erklärte der ehemalige Zweite Bürgermeister Josef Münzer seinen Austritt aus der SPD. Am 10. März 1933 begannen die Verhaftungen, darunter auch der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Gustav Weil. Triumphierend berichtete die „NSZ Rheinfront“ über dessen Behandlung – besonders drangsaliert als Jude. Am 15. April 1933 fand die letzte Mitgliederversammlung der Neustadter SPD mit 40 Teilnehmern statt, die entsprechend dem Ergebnis der Reichstagswahl drei Vertreter für den Stadtrat wählten. Tatsächlich erschienen die „drei Leute der SPD“ auch auf der konstituierenden Sitzung am 27. April 1933 und nahmen dort aus Sicht der neuen Machthaber eine „aufrichtige Haltung“ ein. Trotzdem teilte bereits am 12. Mai 1933 die Neustadter SPD dem Bürgermeisteramt schriftlich die Selbstauflösung und den Mandatsverzicht ihrer drei Stadtratsmitglieder mit. Reichsweit wurde die SPD am 22. Juni 1933 verboten. Die Nationalsozialisten in Neustadt veranstalteten daraufhin einen Triumphzug, bei dem sie am 23. Juni 1933 die Fahne des SPD-Ortsvereins durch die Straßen schleiften und an der Ecke Goethestraße/Landauer Straße verbrannten.

Quellen

NSZ Rheinfront, 1933–1940; Pfälzische Post, 1918–1944; Arbeiter-Zeitung, 1924–1933.

Literatur

Gerhard Wunder, Die Sozialdemokratie in Neustadt an der Weinstraße seit 1832. Neustadt a. d. W. 1985. Grundlegende Monographie zur Neustadter Sozialdemokratie zwischen 1875 und 1985.

Manfred Geis/Gerhard Nestler, Die pfälzische Sozialdemokratie. Beiträge zu ihrer Geschichte von den Anfängen bis 1948/49. Landau 1999. Ein umfassender Überblick mit ausgewählten Einzelbeiträgen und Quellen zur Geschichte der pfälzischen SPD.

Susanne Miller/Heinrich Potthoff, Kleine Geschichte der SPD. Darstellung und Dokumentation 1848–2002. Bonn 2002. Die „Kleine Geschichte der SPD“ fasst in der 8. Auflage das Selbstverständnis der Sozialdemokratischen Partei von der Begründung bis zur Jahrtausendwende zusammen.

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