von Franz Maier
Als Kreisleiter stand Hieronymus Merkle von 1933 bis 1942 an der Spitze der lokalen NS-Parteiorganisation in Neustadt. Geboren wurde er am 28. September 1887 als Bauernsohn in Schrezheim bei Ellwangen in Württemberg. Nach Abschluss einer Bäckerlehre 1906 ging er auf Wanderschaft und trat 1907 in Landau in der Pfalz in die bayerische Armee ein, wo er im Jahr darauf zum Unteroffizier aufstieg und sich für zwölf Jahre verpflichtete. Nach Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde er im März 1920 mit dem Dienstgrad eines Leutnants der Reserve aus der Reichswehr entlassen, im Januar 1921 fand er eine Anstellung bei der Reichsbahn als Betriebsassistent am Bahnhof in Neustadt. Schon 1923 trat Merkle als Anhänger völkischer Ideen hervor und beteiligte sich am passiven Widerstand der Reichsbahn gegen die französische Besatzungsmacht, weswegen er vorübergehend aus dem besetzten Gebiet ausgewiesen wurde. Im März 1929 trat er in die NSDAP ein, für die er bereits im Dezember desselben Jahres in den Stadtrat gewählt wurde. Daneben leitete er ab 1930 die Ortsgruppe in Bad Dürkheim, übernahm aber 1932 die Ortsgruppe Neustadt und stieg schon kurz darauf im Januar 1933 zum Kreisleiter auf. Nach der „Machtergreifung“ der NSDAP wurde er von der Reichsbahn beurlaubt und amtierte zunächst bis 1936 als Erster Beigeordneter der Stadt Neustadt, bevor er zum Bürgermeister von Bad Dürkheim ernannt wurde. Dieses Amt musste er allerdings schon im Jahr darauf wieder abgeben, weil es mit seinem Parteiamt als Kreisleiter nicht vereinbar war. 1938 wurde er zusammen mit Gauleiter Josef Bürckel nach Wien abgeordnet. Nach seiner Rückkehr in die Pfalz hielt er sich nur noch selten in Neustadt auf, da er zunächst 1940 kurzzeitig für den zur Wehrmacht eingezogenen Kreisleiter von Speyer kommissarisch die Leitung dieses Kreises übernahm und dann bis 1942 die Kreise St. Avold und Metz im besetzten Lothringen leitete. Im September 1942 wurde er dann auch formell als Kreisleiter von Neustadt abgelöst und übernahm den Kreis Frankenthal, wo er bis zum Kriegsende 1945 amtierte.
Quellen
Landesarchiv Speyer R18 29250, U257 46.
Staatsarchiv Ludwigsburg EL903 5Bü375.
Literatur
Joachim Lilla, Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Düsseldorf 2004, 413–414. Wichtiges biographisches Handbuch.
Franz Maier, Biographisches Organisationshandbuch der NSDAP und ihrer Gliederungen im Gebiet des heutigen Landes Rheinland-Pfalz. 2. Aufl. Mainz u. a. 2009, 348–350. Das Standardwerk zur Prosopographie der NSDAP auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz.