(Partei-)Gau Rheinpfalz, Saarpfalz bzw. Westmark

von Matthias Gemählich

Der pfälzische Parteigau der NSDAP deckte sich ursprünglich mit dem bayerischen Regierungsbezirk Pfalz und trug den Namen „Rheinpfalz“. Ab 1926 stand Josef Bürckel an der Spitze des Gaus, 1927 wurde Neustadt Sitz der Gauleitung und der Gaugeschäftsstelle. Dadurch avancierte die Stadt zum nationalsozialistischen Machtzentrum der Pfalz. Im Jahr 1935 erfolgte eine erste Erweiterung des Gaus. Nach der Abstimmung über die Zukunft des Saargebietes, in der sich die dortige Bevölkerung für eine Angliederung an das Deutsche Reich entschieden hatte, wurde dem pfälzischen Gau das Saargebiet zugeschlagen. Zunächst hatte der Gau danach den Namen „Pfalz-Saar“, zum Jahresbeginn 1936 wurde er in „Saarpfalz“ umbenannt. Zu einer zweiten Erweiterung kam es im Jahr 1940. Nach dem siegreichen Frankreich-Feldzug der Wehrmacht und der Unterzeichnung des deutsch-französischen Waffenstillstandes von Compiègne wurde das französische Mosel-Departement an den Gau angegliedert, das im Deutschen für gewöhnlich als „Lothringen“ bezeichnet wird. Im selben Zuge wurde der Gau in „Westmark“ umbenannt und Saarbrücken zur Gauhauptstadt bestimmt. Faktisch blieb die „Westmark“ jedoch ein dreigliedriges Gebilde mit einem uneinheitlichen Rechtsstatus. Zu ihr zählte das Moseldepartement als ein militärisch besetztes Gebiet, das Saarland als Territorium unter der Hoheit des Reiches und die Pfalz als Teil Bayerns. Allerdings konnte Bürckel im Frühjahr 1941 seine Ernennung zum „Reichsstatthalter in der Westmark“ und die Zusammenlegung der saarpfälzischen mit der lothringischen Verwaltung erreichen, womit er seinem Ziel sehr nahekam, einen „Reichsgau“ unter seiner Führung aufzubauen. Das Anwachsen des Gaus spiegelt sich auch in seiner Bevölkerungszahl wider. Zu den 1939 gezählten 1 050 000 Einwohnern der Pfalz kamen 843 000 Saarländer und 696 000 Lothringer hinzu, so dass in dem Gau schließlich 2 589 000 Menschen lebten.

Literatur

Hans-Joachim Heinz, Bürckels Gaupartikularismus, München und Berlin 1933–1939, in: Hans Fenske (Hrsg.), Die Pfalz und Bayern 1816–1956. Speyer 1998, 213–235. In diesem Aufsatz werden Bürkels Bemühungen herausgearbeitet, die Kontrolle über die Verwaltung von Pfalz und Saargebiet zu erlangen.

Jürgen John u. a. (Hrsg.), Die NS-Gaue. Regionale Mittelinstanzen im zentralistischen „Führerstaat“. München 2007. Die Beiträge in diesem Sammelband analysieren die Bedeutung der Gaue im Machtgefüge des NS-Staates und fassen den Stand der Forschung zusammen.

Dieter Muskalla, NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel. Gleichschaltung – Neuordnung – Verwaltung. Saarbrücken 1995. Der Verfasser untersucht eingehend das Vorgehen der Nationalsozialisten nach der Saar-Abstimmung 1935.

Dieter Wolfanger, Die nationalsozialistische Politik in Lothringen (1940–1942). Saarbrücken 1977. Nähere Informationen zur faktischen Annexion des Moseldepartements und der Erweiterung des Gaus zur „Westmark“ können dieser Arbeit entnommen werden.

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