Hitler-Kult

Aufnahme Hitlers, abgedruckt anlässlich des „Führergeburtstags", in: NSZ Rheinfront, 20. April 1939.

von Tobias Hirschmüller

Adolf Hitler (1889–1945) hat Neustadt an der Haardt nur einmal im Zuge des Reichstagswahlkampfes im Jahr 1932 besucht. Die zu diesem Anlass gehaltene Rede besaß keine lokalspezifischen Besonderheiten. Daher muss sich eine regionale Untersuchung des Kultes um Hitler auf eine Analyse der nationalsozialistischen Medien und der Festkultur vor Ort konzentrieren. Die mediale Inszenierung Hitlers lässt sich dabei in vier Phasen einteilen. Zunächst, in der Zeit der Machtfestigung, wurde er als „Volkskanzler“ präsentiert, der in der „NSZ Rheinfront“ im Anzug ohne Parteiuniform für alle Bevölkerungsschichten zugänglich war. Hieraus entwickelte sich als zweiter Schritt der „Führer-Kult“, dem zufolge Hitler für das ganze Volk unermüdlich arbeite und somit als Symbolfigur für Kulturschaffen, Rechtssicherheit, Wohlstand und schließlich zentral für Wehrhaftigkeit galt. Die zivile Kleidung wurde in bildlichen Darstellungen nahezu ausnahmslos von der Parteiuniform verdrängt. Für Neustadt wie den gesamten Gau wurde dabei versucht, die eigene Vorreiterrolle beim „Aufbauwerk“ zu betonen. Schon vor Kriegsausbruch wurde Hitler zum „Vormann des neuen Europas“ erklärt. In der dritten Phase, der Anfangszeit des Zweiten Weltkriegs, wurde neben der Propagierung des „Führers“ zum Siegesgaranten auch der europäische Aspekt verstärkt. Die letzte Phase, die mit der Wende des Krieges 1942/43 einsetzte, zerstörte den Kern des bisherigen Hitler-Kultes. Galt seine Herrschaft bisher vorgeblich der Verbesserung der Bevölkerung in allen Lebenslagen, sollten nun die Deutschen durch Verzicht und Selbstaufopferung ihre „Dankesschuld“ erbringen und sich der Herrschaft ihres „Führers“ erst als würdig erweisen.

Quellen

Erzieher der Westmark. Zeitschrift des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB), Gau Saar-Pfalz.

Gauring-Mitteilungsblatt.

HJ Führerdienst Gebiet Saarpfalz.

NSZ Rheinfront.

NSZ Westmark. Amtliche Tageszeitung der NSDAP Gau Westmark. Ausgabe Neustadt an der Weinstraße.

Unser Jahr. Feiern im nationalsozialistischen Jahreslauf und Gedenktage.

Literatur

Erwin Barth, Joseph Goebbels und die Formierung des Führer-Mythos 1917 bis 1934. Erlangen 1999. Gute Darlegung des Einflusses von Goebbels in der Weimarer Republik, geht aber von einem ab 1934 abgeschlossenen Hitler-Bild aus.

Hans Berkessel, „Ein Volk, ein Reich, ein Führer?“ – Inszenierung der Volksgemeinschaft und Alltagsleben unterm Hakenkreuz 1934–1939, in: Hans Berkessel/Hans-Georg Meyer (Hrsg.), Die Zeit des Nationalsozialismus in Rheinland-Pfalz, Bd. 1: „Eine nationalsozialistische Revolution ist eine gründliche Angelegenheit“. Mainz u. a. 2000, 138–153. Allgemeine Darstellung der Propaganda in der Pfalz, der Führerkult wird entgegen der mit dem Einleitungszitat verbundenen Erwartung kaum berücksichtigt.

Armin Fuhrer, „Führergeburtstag“. Die perfide Propaganda des NS-Regimes mit dem 20. April. Berlin 2014. Bisher umfänglichste Analyse der Propaganda anlässlich der Geburtstagsfeiern von Hitler zwischen 1933 und 1945, behandelt auch die Feiern in Österreich und im Ausland.

Ian Kershaw, Der Hitler-Mythos. Führerkult und Volksmeinung. München 2018. Nur leicht veränderte Neuauflage der Ausgabe von 1980, zahlreiche Quellen werden verwendet, methodisch aber schwach.

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