Hitlerjugend (HJ)

Eine Gruppe Königsbacher Hitlerjungen 1935 in HJ-Uniform mit sog. Schwalbennestern an den Schultern, die Mitgliedern der Musikformationen vorbehalten waren. Foto: Fotosammlung Hubert Eckel.

von Clara-Louise Noffke

Die Hitlerjugend war die Jugendorganisation der NSDAP. In ihr sollten alle Jungen im Alter von 10 bis 18 Jahren erfasst werden. Die Gruppe für die 10- bis 14-jährigen Jungen wurde Deutsches Jungvolk (kurz: Jungvolk) genannt. Die Ortsgruppe Neustadt entstand im Jahr 1929. Seit der Machtübernahme im Januar 1933 verzeichnete sie einen enormen Mitgliederzuwachs. Im Jahr 1936 wurde die HJ zur Staatsjugend erhoben und trat somit als gleichberechtigte Erziehungsinstanz neben das Elternhaus und die Schule. Andere politische, religiöse oder sportliche Jugendgruppen wurden in die HJ eingegliedert, zwangsaufgelöst oder zurückgedrängt. Die HJ war ein Instrument politisch-ideologischer Indoktrination. Ihre Aktivitäten prägte die nationalsozialistische Weltanschauung. Durch das abwechslungsreiche und dichte Aktivitätsangebot, das aus Fahrten, Lagern, Feierlichkeiten, Sammlungen und Sportveranstaltungen in den Neustadter Sportstätten sowie Heim-, Film-, Werk- und Liederabenden bestand, sollte ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt und die Volksgemeinschafts-Idee für die Jugendlichen sinnlich erfahrbar gemacht werden. Als Garant für die Zukunft der Volksgemeinschaft wurden die Jungen zudem nach militaristischen Erziehungsidealen erzogen. In sog. Sonderformationen wie der Flieger-, Motor-, Nachrichten- oder Reiter-HJ und durch die Ausbildung zu Feldschern oder im Luftschutz wurden sie auf Kriegseinsätze vorbereitet, die dann nach 1939 in verschiedenartiger Form (bei Sonderdiensten, Schanzarbeiten, in der Kinderlandverschickung, im Flakdienst oder an der Front) real wurden. Ab 1939 wurde auch die Mitgliedschaft in der HJ zur Pflicht. Als Folge der nationalsozialistischen Rassenideologie blieben jedoch weiterhin Neustadter Jungen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen sowie bspw. als „nicht-deutsch“ eingestufte Juden ausgeschlossen. So diente die HJ als gesellschaftliches Segregationsinstrument.

Quellen

NSZ Rheinfront, 1932–1939; Stadtarchiv Neustadt Bibliothek 2/392, OT Diedesfeld 205; Landesarchiv Speyer P42 137, H3 7003.

Literatur

Jakob Benecke, Die Hitler-Jugend. 1933 bis 1945. Programmatik, Alltag, Erinnerungen. Eine Dokumentation. Weinheim u. a. 2013. Bei diesem Werk handelt es sich um eine Quellenedition mit einer umfangreichen systematischen Einleitung, die einen komprimierten Überblick über die Thematik gibt.

Volker Christmann, Die Hitlerjugend. Von der nationalsozialistischen Nachwuchsorganisation zur „Staatsjugend“, in: Gerhard Nestler (Hrsg.), Frankenthal unterm Hakenkreuz. Eine pfälzische Stadt in der NS-Zeit. Ludwigshafen a. Rh. 2004, 93–117. Dieser Beitrag ist eine der wenigen Lokalstudien für den pfälzischen Raum, die sich speziell mit der Hitlerjugend beschäftigt. Der Autor zeichnet erst chronologisch, dann systematisch die Geschichte der Frankenthaler HJ nach.

Kathrin Kollmeier, Erziehungsziel „Volksgemeinschaft“. Kinder und Jugendliche in der Hitler-Jugend, in: Klaus-Peter Horn/Jörg-W. Link (Hrsg.), Erziehungsverhältnisse im Nationalsozialismus. Totaler Anspruch und Erziehungswirklichkeit. Bad Heilbrunn 2011, 58–76. Mit dem Fokus auf die Volksgemeinschafts-Ideologie analysiert die Autorin in ihrem Beitrag, wie sich diese in den verschiedenen Aktivitäten der Hitlerjugend niederschlug.

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