Stadion im Schöntal

Das Neustadter Stadion und Stadionbad 1937. Foto: Stadtarchiv Neustadt, Fotosammlung.

von Katharina Kaiser

Im Juli 1932 wurde die Neustadter Bevölkerung zur feierlichen Weihe des nach dreijähriger Bauzeit fertiggestellten Stadions geladen. Die Errichtung der Sportplatz-Anlage im Schöntal ging auf eine bereits Mitte der 1920er Jahre durch den Ortsverband für Leibesübungen angestoßene Initiative zurück. Neben Laufbahnen und einem Schwimmbad mit integrierten Sprunggeräten waren auch ein Tribünengebäude, Erfrischungshallen sowie eine Vielzahl an Wechselkabinen entstanden, das Stadion bot Platz für bis zu 18 000 Zuschauer und Zuschauerinnen. Bereits vor der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler im Januar 1933 wurde das Neustadter Stadion zum Ort nationalsozialistischer Selbstinszenierung, die weithin Beachtung erfuhr. Am 28. Juli 1932 besuchte Hitler im Rahmen seiner „Pfalzreise“ Neustadt, um dort an einer Wahlkampfveranstaltung der NSDAP teilzunehmen. In der Presse wurde im Anschluss von rund 50 000 Besuchern einer „gewaltig[en], in Neustadt an der Haardt in solchem Ausmaß noch nicht dagewesenen Kundgebung“ (Pfälzischer Kurier) berichtet. Die Nutzung des Stadions als Ort von Massenkundgebungen läutete unmittelbar nach dessen Eröffnung bereits der Gautag der Pfälzer NSDAP ein. In den kommenden Jahren sollten immer wieder parteipolitische Großveranstaltungen im Stadion stattfinden, wofür dieses 1940 sogar mit einer Großlautsprecheranlage ausgestattet wurde. 1937 fand in Neustadt das Kreissportfest statt, wofür das Stadion im Westen um einen neuen Betontribünenbau, ein Aufmarschfeld sowie Tennisplätze erweitert wurde. Die baulichen Maßnahmen boten fortan rund 10 000 Plätze auf den Zuschauerrängen, bis zu 60 000 Menschen sollten auf dem Aufmarschfeld Stellung beziehen können. 1938 diente das Stadion als Austragungsort der südwestdeutschen Leichtathletikmeisterschaften. 1941 schließlich wurde im Eingangsbereich des Stadions der noch heute erhaltene Adler aus Haardter Sandstein errichtet, gestaltet durch den Bildhauer Fritz Korter aus Kaiserslautern. Neben der Umnutzung zu parteipolitischen Zwecken und als Übungs- und Wettkampfstätte wurde das Neustadter Stadion ab 1933 auch regelmäßig zum öffentlichen Angebot von Freizeitaktivitäten genutzt, besonders beliebt waren dabei nächtliche Veranstaltungen und Strandfeste am Schwimmbad.

Literatur

Markwart Herzog, Ruhm der Städte – Erfolg der Vereine – Image der Politiker: Nationalsozialistische Sportkommunalpolitik in Kaiserslautern und anderen Städten und Gemeinden der Westpfalz, in: Christian Koller (Hrsg.), Sport als städtisches Ereignis. Ostfildern 2008, 115–129. Markwart Herzog vergleicht in seinem Aufsatz die Sportkommunalpolitik verschiedener Städte der Westpfalz zur Zeit des Nationalsozialismus. Hierbei beachtet er sowohl die systemstabilisierende Wirkung des Sportwesens, der Sportstätten und der Sportwettkämpfe nach Innen als auch den Aspekt der Repräsentanz nach Außen.

Sylvia Necker, Von der Hoffnung auf die neue Ordnung der Stadt. Architekten planen (für) die NS-Volksgemeinschaft, in: Dietmar von Reeken/Malte Thießen (Hrsg.), „Volksgemeinschaft“ als soziale Praxis. Neue Forschungen zur NS-Gesellschaft vor Ort. Paderborn 2013, 145–157. Unter besonderer Beachtung des Beitrags der Stadtplanung zur Verwirklichung der „Volksgemeinschaftsideologie“ wendet sich Sylvia Necker in ihrem Aufsatz der Rolle der Architektur im NS-Staat zu.

Joachim Petsch, Architektur als Weltanschauung. Die Staats- und Parteiarchitektur im Nationalsozialismus, in: Bernd Ogan/Wolfgang Weiß (Hrsg), Faszination und Gewalt. Zur politischen Ästhetik des Nationalsozialismus. Nürnberg 1992, 197–204. Der Aufsatz von Joachim Petsch bietet einen breiten Überblick über die integrative Wirkung der NS-Architektur zur Ausrichtung von Massenveranstaltungen am Beispiel des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg.

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