Welcker, Else

von Markus Raasch

Else Welcker wurde 1907 als Tochter des Hüttenbeamten Karl Woll in St. Ingbert geboren. Sie war mit Robert Welcker verheiratet. Zu Beginn der 1930er Jahre übte sie eine Tätigkeit als Erzieherin aus, leitete wirtschaftlich zwei Sanatorien und für kurze Zeit auch die HJ-Führerschule der Saar. Außerdem absolvierte sie eine Ausbildung als Schriftleiterin, war zwischen 1935 und 1937 verantwortlich für Pressepropaganda im Bund Deutscher Mädel (BDM)-Obergau Saarpfalz, trat 1936 in die NSDAP ein und fungierte zwischen 1937 und 1941 als Leiterin der Propagandaabteilung der Gaufrauenschaft Saarpfalz bzw. Westmark. Zwischen 1941 und 1945 war sie Gaufrauenschaftsleiterin des Gaues Westmark. Überdies hatte sie Buchpublikationen wie z. B. „A B C der Kleidung“ oder „Neuzeitliche und gesunde Ernährung“ zu verantworten. Welcker war eine Überzeugungstäterin, die sich immer wieder antisemitisch äußerte und fortwährend Kriegspropaganda betrieb, wie etwa in einer Zeitschrift der Gaufrauenschaft Anfang 1943, als sie das „Heldentum unserer Soldaten […] in den opferbereiten, selbstlosen starken Herzen der Mütter und der Frauen“ begründet sah. Besonders engagiert war sie im Bereich der Rassenschulung. So gab sie einschlägige Schulungshefte herausgab, die z. B. Heimabende vorsahen zu Themen wie „Die Sünde wider Blut und Rasse ist die Erbsünde dieser Welt“ oder „Gedenke, daß du ein Ahnherr bist“. Im Januar 1945 wurde Welcker noch für das Kriegsverdienstkreuz I. Klasse (ohne Schwerter) vorgeschlagen – eine „Ehre“, die nur sehr wenigen Frauen in Deutschland zuteilwurde. Welcker starb 1989 in Unterschleißheim.

Quellen

Reichsschriftumskammer an Else Welcker, 11.02.1942, Bundesarchiv Berlin R 9361-V-39669.

Vorwort Else Welcker, in: Unsere Arbeit, NS-Frauenschaft/Deutsches Frauenwerk, Gau Westmark, Januar/Februar 1943.

Führerinnendienst Gebiet Westmark, Januar/Februar 1943, Historisches Museum Speyer (Depot) Nachlass Steigelmann NS-Zeit-Frauen.

Vorschlag auf Verleihung des KVK I. Kl. o. Schw., 30.01.1945, Landesarchiv Speyer T65 9318.

Literatur

Anette Michel, „Führerinnen“ im Dritten Reich. Die Gaufrauenschaftsleiterinnen der NSDAP, in: Sybille Steinbacher (Hrsg.), Volksgenossinnen. Frauen in der NS-Volksgemeinschaft, 2. Aufl. Göttingen 2017, 115–137. Konzise werden Sozialprofil, Alltag und Verantwortlichkeiten der Gaufrauenschaftsleiterinnen beschrieben.

Markus Raasch, Die Mehrheit der Volksgemeinschaft. Der NS-Staat und die Frauen, die Frauen und der NS-Staat, in: Ders. (Hrsg.), Volksgemeinschaft in der Gauhauptstadt. Neustadt an der Weinstraße und der Nationalsozialismus. Münster 2020. Der Aufsatz beleuchtet am Beispiel Neustadts die Geschlechterpolitik des Nationalsozialismus und die „agency“, die Frauen vor diesem Hintergrund entwickeln konnten. Die Gaufrauenschaftsleiterinnen spielen dabei eine größere Rolle.

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