Kinder französischer Kolonialsoldaten

von Miriam Breß

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages das linke Rheinufer, d. h. auch die Pfalz, von französischen Truppen besetzt. Unter den französischen Soldaten befanden sich Kolonialsoldaten asiatischer, nord- und ostafrikanischer Herkunft. Gegen deren Stationierung wurde Anfang der 1920er Jahre eine rassistische Kampagne unter dem Titel „Die schwarze Schmach am Rhein“ entfesselt. Beteiligt an dieser war u. a. auch die von der bayerischen Regierung gegründete „Bayerische Zentralstelle für pfälzische Angelegenheiten“, kurz: Pfalzzentrale (1919–1924). Regierungsstellen registrierten bereits 1923 Kinder, deren Väter französische Kolonialsoldaten und deren Mütter deutsche Staatsangehörige waren. Als „Rheinlandbastarde“ wurden diese Kinder in breiten Gesellschaftsschichten aus rassistischen Motiven abgelehnt. 1934 ordnete die Regierung der Pfalz die erneute Registrierung der Kinder an, da vom „Standpunkt des von Staat, Bewegung und Volk vertretenen Gedankens der Reinerhaltung der deutschen Rasse […] Maßnahmen gegen die Vermischung der fremdrassischen Abkömmlinge der farbigen Besatzungstruppen mit dem reinen deutschen Blute notwendig“ seien. Die listenmäßige Erfassung der Kinder sei dabei nur die „erste Vorarbeit“. Ein Jahr später wies die Regierung der Pfalz die erneute Überprüfung der Listen an. In Zusammenarbeit der Bezirksämter, der Gemeinden, des Bezirksarztes und des Jugendamts wurden vier Kinder aus Geinsheim gemeldet und registriert, deren Väter aus Thailand stammten. Des Weiteren wurden 1934 noch ein Kind aus Mußbach, dessen Vater ebenfalls Thailänder war, und 1935 ein Kind aus Lachen-Speyerdorf, dessen Vater Marokkaner war, angezeigt. Einige der Kinder wurden in den folgenden Jahren sterilisiert. Unter ihnen Elisabetha Seeber aus Geinsheim, über die 2006 ein Zeitungsartikel erschien. Das Schicksal der Kinder französischer Kolonialsoldaten in der Pfalz ist bis heute nicht systematisch aufgearbeitet.

Quellen

Landesarchiv Speyer H41 445.

Die Rheinpfalz, 14.07.2008.

chevron_left chevron_right