von Sarina Hoff
Das Hambacher Fest von 1832 war durch seinen Bekanntheitsgrad ein touristischer Werbefaktor für das dem Schloss und Dorf Hambach unmittelbar benachbarte Neustadt. Vor allem aber konnte es als Erinnerungsort sowohl für demokratische Traditionen als auch für nationale Einheit stehen. Im Kaiserreich hatten sowohl Linksliberale als auch Sozialdemokraten zu verschiedenen Gelegenheiten die freiheitlich-demokratische Tradition Hambachs betont und jeweils für sich zu reklamieren gesucht. Dies setzte sich beim 90-jährigen Jubiläum fort, das die DDP und die SPD jeweils mit eigenen Veranstaltungen begingen. 1925 nutzte der von allen drei Parteien der „Weimarer Koalition“ (SPD, DDP und Zentrum) getragene Veteranenverband „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ den historischen Ort für seine süddeutsche Feier zum Verfassungstag. Das Schloss selbst wurde von seinem Besitzer, dem „Wittelsbacher Ausgleichsfonds“ zwar nicht zur Verfügung gestellt, war aber auf vielfache Art in das Festprogramm eingebunden. Zum 100-jährigen Jubiläum 1932 plante das Reichsbanner wiederum eine ähnliche, das Hambacher Erbe zum Bekenntnis für die Weimarer Verfassung nutzende, Veranstaltung, konnte sich gegen lokale Widerstände aber nicht mehr durchsetzen. Stattdessen betonten bei der offiziell politisch neutralen Veranstaltung der „Arbeitsgemeinschaft der pfälzischen Presse“ die Festredner einseitig die Hambacher Forderung nach nationaler Einheit. Hier zeigt sich der Wandel des politischen Klimas gegenüber 1925, zumal im Umfeld des offiziellen Festes auch antiliberale und antidemokratische Töne geäußert wurden. Dennoch diffamierte die NSDAP die Jubiläumsfeierlichkeiten als „demokratischen Rummel“ und nutzte sie zur antisemitischen Hetze gegen Teilnehmer der Veranstaltung.
Quellen
Pfälzische Bürgerzeitung. Sonderausgabe, 28.05.1932.
Literatur
Dieter Schiffmann, Das Hambacher Fest – Ein deutscher Erinnerungsort, in: Joachim Kermann u. a. (Hrsg.), Freiheit, Einheit und Europa. Das Hambacher Fest von 1832. Ursachen, Ziele, Wirkungen. Ludwigshafen 2006, 333–386. Überblick über die Rezeptionsgeschichte des Hambacher Fests 1832 bis ins späte 20. Jahrhundert.
Jörg Kreutz, Die Verfassungsfeier des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold auf dem Hambacher Schloss am 8. und 9. August 1925 – Zur Gründungsgeschichte des Reichsbanners in der Pfalz, in: Peter Diehl (Hrsg.), Wissensgesellschaft Pfalz – 90 Jahre Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Ubstadt-Weiher 2015, 277–288. Detaillierte Darstellung der Hintergründe und des Ablaufs der mit der Hambach-Tradition verknüpften Verfassungsfeier des Reichsbanners 1925.