Luftangriffe

Zerstörter Güterbahnhof in Neustadt am 24. März 1945. Foto: Stadtarchiv Neustadt, Fotosammlung NS.

von Marina Liscevic

Im November 1944 begann die Bombardierung Neustadts durch Jagdbomber (sog. Jabos) der alliierten Truppen. Vor allem hatten die Jagdbomber infrastrukturell bedeutsame Ziele im Visier, wie z. B. Bahnanlagen oder Flugplätze. Der Alltag der Volksgemeinschaft änderte sich hierdurch schlagartig. Immer öfter musste die Bevölkerung einen Luftschutzkeller aufsuchen. Aufgrund der zu jeder Tages- und Nachtzeit lauernden Bedrohung war ein Leben außerhalb des Hauses fast nicht mehr möglich. Auch ein normaler Schulbetrieb konnte nicht mehr stattfinden, weshalb ständig der Unterricht ausfiel. Obwohl die Schutzkeller für den Ernstfall mit dem Nötigsten (Betten, Kleidung, Nahrung) ausgestattet waren, zog es niemanden dorthin. Während die einen allzeitbereit darauf warteten, einen Schutzkeller aufzusuchen, versuchten andere, sich nicht durch den Fliegeralarm einschränken zu lassen. Befand man sich während des Alarms in freiem Gelände, so sollte unverzüglich Deckung genommen oder sich flach auf den Boden gelegt werden. Der Propagandaapparat der NS-Diktatur versuchte dennoch an den Zusammenhalt der Volksgemeinschaft zu appellieren und forderte die Unterstützung des zivilen Luftschutzes. Viele Neustadter folgten bis zuletzt, obwohl etliche ihre existenzielle Grundlage oder sogar ihr Leben verloren.

Literatur

Jürgen Agarius u. a., Luftbildvorauswertung zur Kampfmittelerkundung. Im Altenschemel, Neustadt an der Weinstraße. Hannover 2017, https://neustadt.eu/me-dia/custom/2636_5591_1.PDF?1536225084, Aufruf zuletzt am 07.03.2020. In diesem Werk findet sich eine Luftangriffschronik, die genaue Informationen über Zeitpunkt, Ort und Art der Bombardierung liefert. Sofern vorhanden, ist auch der ausführende Flugzeugtyp aufgeführt.

Julia Kreuzburg, Leben in der „Zusammenbruchgesellschaft“. Das Kriegsende, in: Markus Raasch (Hrsg.), Die Volksgemeinschaft in der Gauhauptstadt. Neustadt an der Weinstraße und der Nationalsozialismus. Münster 2020. Der Aufsatz gibt einen umfassenden Überblick über das Kriegsende in Neustadt an der Weinstraße. Dem Fliegeralarm und den Luftangriffen widmet die Autorin ein eigenes Kapitel. Die Arbeit mit Zeitzeugengesprächen veranschaulicht eindrucksvoll die Wahrnehmung der Neustadterinnen und Neustadter während der Luftangriffe.

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