von Martin Hanisch
Geboren am 10. September 1896 in Homburg, arbeitete Leyser nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg zunächst als Angestellter der Reichsbahn. Bereits am 8. Oktober 1920 trat er der NSDAP bei. Am Aufbau des Neustadter SA-Sturms und der NSDAP-Ortsgruppe war er federführend beteiligt und wurde am 12. Mai 1925 deren erster Ortsgruppenleiter. 1927 wurde er zum Stellvertreter von Gauleiter Josef Bürckel ernannt. Auch der SS trat er kurz nach ihrer Gründung am 28. September 1925 bei (Mitgliedsnummer 153) und trieb ihren Aufbau in der Pfalz maßgeblich voran. Den Neustadter SS-Sturm, einen der ersten im Reich, führte er bis März 1926. Bedingt durch sein frühzeitiges Bekenntnis zur SS erhielt er 1942 den hohen Rang eines Brigadeführers. Von Oktober 1942 bis September 1943 war Leyser Generalkommissar für den Generalbezirk Schytomyr (Ukraine) und im Zuge der NS-Germanisierungspolitik im Osten durch seine Verwaltungsfunktion in zahlreiche Kriegsverbrechen verwickelt. Aus seinem Verwaltungsbezirk wurden bis 1943 ca. 184 000 Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich deportiert. Ebenso war er mit der Vertreibung der ukrainischen Bevölkerung aus dem Gebiet „Hegewald“ beauftragt, um dort gemäß der nationalsozialistischen Rassenpolitik deutschstämmige Personen anzusiedeln. Trotz der prominenten Stellung im NS-System und seiner Rolle beim Organisieren und Verwalten von Gewalttaten wurde er im Entnazifizierungsverfahren nach dem Krieg lediglich als „Minderbelasteter“ eingestuft. Als Kopf einer nach ihm benannten Wählergruppe wählte man ihn 1956 in den Stadtrat von Bad Bergzabern. Er wurde Mitglied der Pfälzer Landessynode der Evangelischen Kirche und engagierte sich kommunalpolitisch in der FDP. Leyser verstarb am 6. Dezember 1973.
Quellen
Ernst Ludwig Leyser, Mein Werdegang, Landesarchiv Speyer (LASp) R18 26018.
Säuberungsspruch der Spruchkammer I in Neustadt/Haardt in Sachen Leyser, Ernst Ludwig, 07.09.1949, LASp R18 26018.
10 Jahre NSDAP Ortsgruppe Neustadt an der Haardt. Festschrift zur Gründungsfeier am 18. und 19. Mai 1935, Stadtarchiv Neustadt an der Weinstraße 392b.
Literatur
Joachim Lilla, Statisten in Uniform: Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Düsseldorf 2004. Das Werk enthält einen stichpunktartigen Überblick über die wichtigsten Stationen und Ämter in Leysers Biographie.
Franz Maier, Biographisches Organisationshandbuch der NSDAP und ihrer Gliederungen im Gebiete des heutigen Landes Rheinland-Pfalz. Mainz 2007. Im Stil eines Nachschlagewerkes enthält der Band unter anderem biographische Anmerkungen zu Ernst Ludwig Leyser.
Nicholas John Williams, Ernst Ludwig Leyser: Vom NS-Funktionär der ersten Stunde zum honorigen Lokalpolitiker in der Bundesrepublik, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 64, 2016, 361–378. Überblick über die wichtigsten Stationen in Leysers politischer Karriere mit Schwerpunkt auf seiner Funktion und seinem Handeln in den besetzten Gebieten im Osten sowie auf einer Einordnung in die NS-Täterforschung.
Nicholas John Williams, Modellkarriere Leyser. Bürokrat, Schreibtischtäter, Rad im Getriebe des NS-Systems, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 63, 2015, 59–83. Beitrag mit stark regionalgeschichtlichem Bezug sowie Blick auf Leysers Selbstwahrnehmung nach Kriegsende.
Dieter Wolfanger, Ernst Ludwig Leyser. Stellvertretender Gauleiter der NSDAP in der Saarpfalz: Eine biographische Skizze, in: F. J. Heyen u. a. (Hrsg.), Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 14, 1988, 209–217. Der Autor zeichnet das Persönlichkeitsprofil sowie den Karriereverlauf Leysers nach. Dabei liefert er vor allem wichtige Informationen über Leysers junge Lebensjahre und die Frühphase seines Engagements im Nationalsozialismus.