Farnbacher, Dr. Ludwig

von Paul Warmbrunn

Ludwig Heinrich Farnbacher wurde am 26. Februar 1905 in Neustadt als Sohn eines Kaufmanns geboren. Nach Jurastudium in München, Genf, Heidelberg und Würzburg und Promotion in Würzburg (1927) war er seit 1930 in seiner Heimatstadt als Rechtsanwalt tätig. Als Leiter des jüdischen Jugendbundes und aktiver Gegner des NS-Regimes geriet er schon früh ins Visier der neuen Machthaber. Ungewöhnlich lange, vom 17. März bis zum 4. August 1933 wurde er in „Schutzhaft“ genommen, die er zunächst in der Neustadter Turenne-Kaserne, danach im dortigen Amtsgerichtsgefängnis verbrachte; ihm wurde vorgeworfen, sich vom 11. bis 15. März in Neunkirchen im Saargebiet aufgehalten zu haben, um dort Kontakt mit aus Deutschland stammenden Kommunisten aufzunehmen. Aufgrund des am 7. April 1933 erlassenen „Gesetzes über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft“ wurde ihm und seinem Neustadter Rechtsanwaltskollegen Siegfried Hans Bamberger (1898–1997) wegen ihrer jüdischen Abstammung am 22. August 1933 die Zulassung entzogen. Schon im September zog Farnbacher nach Berlin und schlug sich dort und nach der 1938 erfolgten Emigration in England, wo er seinen Namen in Louis Henry Farnborough änderte, als Vertreter durch. Sein Vater starb bereits 1933 nach einem KZ-Aufenthalt, die Mutter wurde 1942 deportiert. Von 1940 bis 1946 diente Farnborough in der englischen Armee. Nach Kriegsende kehrte er nach Deutschland zurück und war in Düsseldorf, zunächst von 1947 bis 1950 in der Rechtsabteilung der englischen Kontrollkommission, ab März 1951 wieder als Rechtsanwalt tätig. Dort starb Farnborough, der sich auch am neuen Wohn- und Wirkungsort in jüdischen Organisationen engagierte, am 14. Juli 1983.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München MJu 20630; Landesarchiv Speyer J1 1098, J28 609.

Literatur

Horst Göppinger, Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich“. Entrechtung und Verfolgung. 2. Aufl. München 1990. Immer noch die grundlegende Überblicksdarstellung zur Thematik auf gesamtdeutscher Ebene.

Paul Warmbrunn, Rechtsanwälte im Nationalsozialismus. Anpassung, Widerstand und Verfolgung, aufgezeigt am Beispiel des OLG-Bezirks Zweibrücken, in: Palatia Historica. Festschrift für Ludwig Anton Doll zum 75. Geburtstag. Mainz 1994, 595–626, hier 600–601. Darstellung des regimekonformen wie oppositionellen Verhaltens sowie von Ausgrenzung und Verfolgung anhand von Beispielen aus der nichtjüdischen wie jüdischen Rechtsanwaltschaft der Pfalz.

Reinhard Weber, Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933. München 2006, 298–299. Auf eingehenden Recherchen beruhende umfassende Darstellung für die jüdische Rechtsanwaltschaft in Bayern einschließlich der Pfalz für den Zeitraum 1933 bis 1945, enthält einen ausführlichen prosopografischen Anhang („Biografien“) mit Quellen- und Literaturangaben und – soweit ermittelt – einem Foto zu jeder Person.

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