Die weiblichen Gliederungseinheiten der Hitlerjugend wurden Bund deutscher Mädel genannt. Im BDM sollten seit der nationalsozialistischen Machtübernahme alle Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren organisiert sein. Die Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren nannte man Jungmädel. Die Neustadter Ortsgruppe des BDM entstand wohl 1930 oder 1931 im Zuge der Gründung mehrerer pfälzischer BDM-Gruppen. Ihre Mitgliederzahlen stiegen ab 1933 stetig. Fahrten, Lager, Feierlichkeiten, Sammlungen für wohltätige Zwecke, Sportveranstaltungen, Heim-, Film-, Bastel- und Liederabende gehörten zum Alltag der BDM-Mädchen. Großangelegte Feierlichkeiten, Sportwettkämpfe im Neustadter Stadion oder Auf- und Übernahmeveranstaltungen in die jeweiligen Untergliederungen hielten die Mädchen- und Jungenformationen teilweise gemeinsam ab. Größtenteils fand die Erziehung jedoch geschlechtergetrennt statt und verfolgte teilweise unterschiedliche Ziele. Durch Sportarten wie Turnen, Gymnastik, Volkstanz oder Wettlauf sollten die Mädchen ihre Körper gesund halten und auf die ihnen durch die nationalsozialistische Ideologie zugeschriebene Gesellschaftsfunktion als „Mutter“ vorbereitet werden. Zu dieser Vorbereitung auf das Mutterdasein gehörte bspw. auch das „Landjahr“. Hier halfen die Mädchen für mehrere Monate in der Landwirtschaft oder in einem fremden Haushalt aus. Auf „Heimabenden“ wurden die BDM-Mädchen allerdings genauso politisch-ideologisch geschult wie die Jungen und in Neustadt besuchten besonders viele Mädchen rassenpolitische Schulungen. In den Kriegsjahren wurden die Neustadter BDM-Mädchen vielfach hinter der Front in Lazaretten oder zur Versorgung und Unterhaltung verwundeter Heimkehrer eingesetzt. Sie kamen aber auch bei der Feuerwehr oder im Flakdienst zum Einsatz. Mädchen, die den Anforderungen des BDM nicht entsprachen, wurden systematisch ausgeschlossen.
Quellen
NSZ Rheinfront, 1932–1939; Landesarchiv Speyer H3 7003; Berichte Neustadter Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus dem Zeitzeugenarchiv.
Literatur
Birgit Jürgens, Zur Geschichte des BDM (Bund Deutscher Mädel) von 1923 bis 1939. 2. Aufl. Frankfurt a. M. u. a. 1996. Die Dissertationsschrift von Birgit Jürgens kann immer noch als ein Grundlagenwerk der Organisationsgeschichte des BDM gelten. Der Fokus liegt auf den Jahren vor 1939.
Anne Niessen, „Die Lieder waren die eigentlichen Verführer!“. Mädchen und Musik im Nationalsozialismus. Mainz 1999. Anne Niessen bearbeitet in ihrer Monographie die Rolle der Musik in der Mädchenerziehung im „Dritten Reich“ und arbeitet dabei vor allem mit Methoden der Oral History.
Dagmar Reese (Hrsg.), Die BDM-Generation. Weibliche Jugendliche in Deutschland und Österreich im Nationalsozialismus. Berlin 2007. Die Autorinnen und Autoren beleuchten in den sieben Beiträgen des Sammelbandes ausgewählte Aspekte der BDM-Geschichte wie bspw. seine Verortung in der weiblichen Jugendbewegung vor 1933 oder die verschiedenen Arbeitsdienste des BDM. Besonders ist auch der Blick auf den österreichischen BDM.