Eugen Christ, geboren am 8. April 1908 in Neustadt, erlernte bei der Papierfabrik Hoffmann und Engelmann den Beruf des Schlossers. Schon früh wurde er Mitglied bei den Naturfreunden und bei der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ). Die Jugendlichen der SAJ wählten ihn zu ihrem Vorsitzenden. Im Jahr 1928 wurde er Mitglied der SPD. Dort gehörte er zum linken Parteiflügel. Die Linken forderten u. a., die Aufrüstung der Reichswehr zu beenden (Panzerkreuzer B) und eine „Einheitsfront“ mit den Kommunisten gegen die Nationalsozialisten zu bilden. Mit Ludwig Manderschied, Hans Schreiber und anderen, vor allem jungen Genossen und Genossinnen schloss sich Eugen Christ im Oktober 1931 der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) an. Im November 1931 wurde er in den Bezirksvorstand der SAP Pfalz gewählt. Als wegen der anhaltenden Erfolglosigkeit die SAP Ende 1932 in einen Auflösungsprozess geriet, ging Eugen Christ zurück in die SPD. Im April 1933 wurde er vom Ortsverein der SPD als Kandidat für den Stadtrat nominiert, jedoch von der Stadtverwaltung abgelehnt. Am 12. Mai teilte die Ortsgruppe der SPD dem Bürgermeisteramt ihre Selbstauflösung mit. Eugen Christ wollte die Niederlage gegen die Nationalsozialisten nicht hinnehmen. Er schloss sich der im Widerstand arbeitenden Rechberg-Gruppe an, die von dem in Heidelberg lebenden sozialdemokratischen Journalisten Emil Henk geleitet wurde. Am 6. Mai 1934 fand ein Treffen mit Pfälzer Sozialisten am Asselstein bei Annweiler statt, um eine neue Parteiorganisation und ein Verteilernetz für antifaschistische Schriften aufzubauen. Eugen Christ nahm als Vertreter aus Neustadt Teil. Im Juli 1934 wurde die Gruppe enttarnt. Am 25. September 1934 wurde er verhaftet, in München vor Gericht gestellt und am 17. Mai 1935 wegen der Vorbereitung zum Hochverrat zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Auch während der Zeit des Nationalsozialismus hielt Eugen Christ über Parteigrenzen hinweg Kontakt zu seinen Genossinnen und Genossen bei den Naturfreunden. 1946 trat er in die KPD ein und wurde im April 1947 zum Bezirksleiter der FDJ Pfalz gewählt. Im gleichen Jahr zog er mit der Familie nach Ludwigshafen. Mit seinem Austritt aus der KPD 1950 stellte er alle politischen Aktivitäten ein und widmete sich seiner Meisterausbildung, der Familie sowie der beruflichen Karriere bei der Firma Grünzweig und Hartmann. Erst im Ruhestand trat er mit seinem Protest gegen eine Aktion des „Kampfbund deutscher Soldaten“ in Ludwigshafen-Oggersheim wieder öffentlich in Erscheinung. Am 17. Dezember 1976 ist Eugen Christ in Ludwigshafen gestorben.
Quellen
Interne Dokumente der Naturfreunde Neustadt.
Sozialistische Arbeiterzeitung, 26.11.1931.
Anklageschrift des Generalstaatsanwalts beim Obersten Landesgericht München, 05.02.1935, Stadtarchiv Ludwigshafen N025 37.
Literatur
Gerhard Wunder, Die Sozialdemokratie in Neustadt an der Weinstraße seit 1832. Neustadt a. d. W. 1985. Chronologisch und ereignisbezogen angelegte Monografie, die in instruktiver Weise auch die NS-Zeit behandelt, freilich teilweise als veraltet angesehen werden muss.
Klaus J. Becker, 80 Jahre Asselstein. Widerstand und Gedenken. Ludwigshafen a. Rh. 2014. Gut recherchierte Festschrift im Sinne sozialdemokratischer Traditionspflege.
Hans Denig, Die Blaue Blume oder zwischen Rot und Grün. 100 Jahre Touristenverein „Die Naturfreunde“, 85 Jahre Naturfreunde Rheinland-Pfalz. Ludwigshafen a. Rh. 1995. Nicht durchgehend akribisch recherchierte Festschrift.