Doriot, Jacques

Jacques Doriot, Propaganda-Aufnahme um 1941 (mit handschriftlicher Anmerkung Doriots: „Libérons la France de la tyrannie bolcheviste!“ / „Befreien wir Frankreich von der bolschewistischen Tyrannei!“).

von Matthias Gemählich

Jacques Doriot wurde am 26. September 1898 in Bresles geboren, er starb am 22. Februar 1945 bei Mengen. Er begann seine politische Karriere als Anhänger der französischen Linken und stieg in jungen Jahren zu einem führenden Funktionär der Kommunistischen Partei Frankreichs (Parti communiste français, PCF) auf. 1931 erfolgte seine Wahl zum Bürgermeister von Saint-Denis. Drei Jahre später brach er mit dem PCF und rückte zusehends von seiner kommunistischen Überzeugung ab. 1936 gründete Doriot mit dem Parti populaire français (PPF) eine neue Partei, die dem rechten Spektrum zuzurechnen war und sich an den faschistischen Parteien Italiens und Deutschlands orientierte. Nach dem Westfeldzug der Wehrmacht und insbesondere nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 traten Doriot und der PPF für eine bedingungslose Kollaboration mit dem nationalsozialistischen Deutschland ein. Außerdem zählte Doriot zu den Gründern der französischen Freiwilligenlegion gegen den Bolschewismus (Légion des volontaires français contre le bolchevisme, LVF), deren Angehörige an der Seite der Wehrmacht gegen die Rote Armee kämpften. Ab 1943 stand er nachweislich in Kontakt zu dem pfälzischen NSDAP-Gauleiter Josef Bürckel, der zu seinem engsten Verbündeten auf deutscher Seite wurde. Nach dem Rückzug der deutschen Streitkräfte aus Frankreich im Sommer 1944 gewährte Bürckel dem PPF Zuflucht in seinem Gau. Die Doriot-Anhänger, nach dessen eigenen Angaben rund 5 000 Personen, wurden in Neustadt und Umgebung untergebracht und lebten dort über mehrere Wochen. Nach Bürckels Tod wurde die Neustadter PPF-Kolonie aufgelöst und Doriot auf der Insel Mainau im Bodensee einquartiert. Von dort aus setzte er seine propagandistischen Aktivitäten zugunsten NS-Deutschlands fort, ehe er im Februar 1945 bei einem alliierten Fliegerangriff getötet wurde.

Quellen

Jean Hérold-Paquis, Des illusions ... désillusions. 15 août 1944–15 août 1945. Paris 1948. Bei diesem Werk handelt es sich um die Memoiren eines Doriot-Anhängers, der diese unmittelbar nach Kriegsende vor seiner Hinrichtung in einem französischen Gefängnis abfasste. Sie bilden die wichtigste Quelle über die Neustadter PPF-Kolonie.

Saint-Paulien [= Maurice-Yvan Sicard], Histoire de la Collaboration. Paris 1964. Sicards Memoiren sind der Bericht eines weiteren Kollaborateurs, der jedoch deutlich später aufgeschrieben wurde. Auch hier wird der Aufenthalt der Doriot-Anhänger in Neustadt geschildert.

Literatur

Michèle Cointet, Nouvelle histoire de Vichy. Paris 2011. Diese Monographie gibt einen Überblick über die Entwicklung des Vichy-Regimes, mit dem Doriot ab 1940 um die Gunst der NS-Führung konkurrierte.

Arnulf Moser, Das französische Befreiungskomitee auf der Insel Mainau und das Ende der deutsch-französischen Collaboration 1944/45. Sigmaringen 1980. Der Verfasser beschreibt Doriots politische Aktivitäten in den letzten Wochen seines Lebens nach seiner Übersiedelung auf die Insel Mainau im Bodensee.

Henry Rousso, Un château en Allemagne. Sigmaringen 1944–1945. Paris 2012. Diese Arbeit konzentriert sich auf die Gruppe der führenden, in der letzten Kriegsphase aus Frankreich nach Deutschland geflüchteten Kollaborateure, darunter Doriot.

Jean-Claude Valla, Doriot. Grez-sur-Loing 2008. Diese kurze Biographie bietet einen prägnanten Überblick über den Lebensweg Doriots.

Dieter Wolf, Die Doriot-Bewegung. Ein Beitrag zur Geschichte des französischen Faschismus. Stuttgart 1967. Bei dieser Monographie handelt es sich um die bislang ausführlichste und gründlichste Studie über die Geschichte der Doriot-Bewegung.

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