Fücks, Karl

Karl Fücks. Foto: Rheinpfalz.

von Miriam Breß

Karl Fücks wurde am 30. November 1944 in Speyer geboren. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er zunächst eine Lehre als Werkzeugmacher und wurde dann Maschinenbautechniker. Von 1974 bis zu seiner Pensionierung war er in der BASF Ludwigshafen beschäftigt. In den 1970er Jahren wurde er Mitglied der SPD und der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN/BdA). Als an seiner Arbeitsstelle Propagandamaterial von einem bekannten Pfälzer Rechtsextremen (einem Arbeitskollegen) verteilt wurde, kam er 1980 in Kontakt mit Hermann Morweiser, der damals Mitglied des Präsidiums des VVN/BdA war. Durch diese Bekanntschaft – und dadurch, dass er im VVN/BdA viele Frauen und Männer kennengelernt hatte, die während der NS-Zeit verfolgt wurden – begann Fücks, intensiv Materialien (Plakate, Zeitungsartikel, Fotos etc.) zur NS-Zeit in der Pfalz, zu pfälzischen rechtsextremistischen Strukturen und zur Erinnerungsarbeit in der Pfalz zu sammeln. Mit dem Kassettenrekorder führte er zudem Interviews mit zahlreichen ehemaligen Verfolgten, darunter auch Neustadter Kommunistinnen und Kommunisten. Zu einigen pfälzischen Städten – wie Speyer, Landau und Neustadt – verfasste er antifaschistische Stadtführer. Darüber hinaus veröffentlichte er seine Forschungen zu den Synagogen in der Pfalz und eine Ortsgeschichte von Edesheim. 2009 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt und ist bis heute ehrenamtlich in diesem engagiert. Fücks bezeichnet sich selbst als „Barfußhistoriker“ und meint damit, dass er neben seinem eigentlichen Beruf historische Forschungen betreibt, ohne ein geschichtswissenschaftliches Studium absolviert zu haben. Teile seiner langjährigen Sammlungen befinden sich heute im Archiv des NS-Dokumentationszentrums Rheinland-Pfalz in Osthofen, dem Landesarchiv Speyer, den Stadtarchiven Landau und Speyer und im Archiv der Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt, wo sie interessierten Forscherinnen und Forschern zur Verfügung stehen. Mit ihrer Hilfe lassen sich nicht nur zahlreiche historische Fragestellungen zur NS-Zeit, Erinnerungsarbeit und zum Rechtsextremismus nach 1945 in der Pfalz erforschen, sondern sie verdeutlichen auch, wie sehr die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit lange Jahre von Einzelpersonen getragen und erkämpft wurde. Fücks wurde für sein Engagement die Verdienst-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz verliehen.

Literatur

Karl Fücks, 1910–1995. 85 Jahre SPD Edesheim. Eine Festschrift auch in dorfgeschichtlicher Absicht. Edesheim 1995. Ein Überblick über die Geschichte der SPD Edesheim.

Karl Fücks/Michael Jäger, Synagogen der Pfälzer Juden. Vom Untergang ihrer Gotteshäuser und Gemeinden. Eine Dokumentation. Edesheim 1988. Eine erste umfangreiche Bestandsaufnahme zu den pfälzischen Synagogen.

Hermann Morweiser, Auch in Ludwigshafen gab es Widerstand gegen den Faschismus. Ludwigshafen 1983. Die Darstellung entstand unter Mitarbeit von Karl Fücks.

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten, Antifaschistischer Stadtführer Speyer. Speyer 1984. Der Stadtführer entstand unter Mitarbeit von Karl Fücks.

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