Zwangsarbeit, Organisation

„Ostarbeiter“ (links) und deutsche Arbeiter (rechts) fertigen Spielzeug zu Weihnachten in Neustadt 1942/1943. Foto: Stadtarchiv Neustadt, Fotosammlung NS.

von Helena Knuf

Als Zwangsarbeit wird allgemein die Inanspruchnahme der Arbeitskraft einer Person gegen ihren Willen auch unter Androhung von Strafe bezeichnet. Die deutsche Regierung plante den Einsatz von Zwangsarbeitern bereits vor 1939. Während des Krieges verschärfte sich die anfangs freiwillige Anwerbung in den besetzten Gebieten hin zu gewaltsamen Deportationen. Ende 1944 waren so über acht Millionen Zwangsarbeiter auf deutschem Gebiet im Arbeitseinsatz, um dem kriegsbedingten Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken und die Wirtschaft aufrechtzuerhalten. In Neustadt waren zwischen 1940 und 1945 über 2 000 Zwangsarbeiter im Einsatz. Die betroffenen Männer und Frauen, die vorrangig als „Fremdarbeiter“ bezeichnet wurden, arbeiteten in der Landwirtschaft und verschiedenen Neustadter Betrieben (z. B. Papierfabriken Hoffmann & Engelmann, Mußbach Metall, Tuchfabrik Oehlert). Sie kamen u. a. aus Frankreich, Belgien, Polen und der Sowjetunion. Unter prinzipiell schlechten Bedingungen lebten sie in drei verschiedenen Lagern. Während der Arbeit und in den Lagern wurden sie beobachtet und unterlagen Kontrollen. Nach dem Krieg kehrten sie größtenteils in ihre Heimatländer zurück. Durch die im Jahr 2000 gegründete Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ wurden den ehemaligen Zwangsarbeitern Entschädigungszahlungen geleistet. Dafür meldeten sich in Neustadt 2001 44 ehemalige Zwangsarbeiter, um einen Nachweis für ihren Arbeitseinsatz vor Ort zu erhalten.

Quellen

Die Rheinpfalz. Stadtanzeiger, 03.04.2002.

Die Rheinpfalz. Stadtanzeiger, 02.02.2001.

Schreiben des Leiters Archiv & Museum Hoffmann, 01.03.2000, Stadtarchiv Neustadt A5626.

Literatur

Ulrich Herbert, Zwangsarbeit im 20. Jahrhundert. Begriffe, Entwicklung, Definition, in: Dieter Pohl/Tanja Sebta (Hrsg.), Zwangsarbeit in Hitlers Europa. Besatzung, Arbeit, Folgen. Berlin 2013, 23–36. Der Beitrag fasst kompakt die Forschungsgeschichte zusammen, erläutert Begriffe und Kategorien von Zwangsarbeit und wirft einen Blick auf das Phänomen Zwangsarbeit während der Zeit des Nationalsozialismus.

Mark Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz. Ausländische Zivilarbeiter und Häftlinge im Deutschen Reich und im besetzten Europa 1939–1945. München 2001. Die Monographie bietet einen Gesamtüberblick über das Thema Zwangsarbeit deutschlandweit sowie im besetzten Europa.

Anette Blaschke, Zwischen „Dorfgemeinschaft“ und „Volksgemeinschaft“. Landbevölkerung und ländliche Lebenswelten im Nationalsozialismus. München 2018. Die Arbeit setzt sich mit dem Alltag des Nationalsozialismus in ländlichen Regionen auseinander, unter anderem der Zwangsarbeit auf dem Land.

chevron_left chevron_right