Edenhofer, Gottfried

Bericht über „Vererbungskundlicher Lehrgang" der SA-Standarte 12, in: NSZ Rheinfront, 18. Januar 1937.

von Barbara Jahn

Zunächst stellvertretender Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster, übernahm Gottfried Edenhofer (1878–1948) deren Leitung im Mai 1936 als Nachfolger Josef Klübers. Edenhofer galt als dem NS-Staat gegenüber linientreu, nach 1933 war er in die NSDAP eingetreten. Ebenso wie sein Vorgänger stellte Edenhofer sich und seine Anstalt ganz in den Dienst der NS-Gesundheitspolitik. Die Umsetzung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ etwa verfolgte er mit großem Eifer. Im Zusammenhang mit den Neustadter Opfern der Zwangssterilisation trat Edenhofer in den Jahren 1934 bis 1939 in 14 Fällen als Antragsteller der Unfruchtbarmachung auf. Darüber hinaus betätigte er sich bei acht Neustadterinnen und Neustadtern als Gutachter, wobei er durchgängig die Sterilisation befürwortete. Die schon zu Klübers Zeiten begonnenen „erbbiologischen“ Führungen durch die Klingenmünster Anstalt setzte Gottfried Edenhofer noch einmal verstärkt fort. So führte er etwa im Januar 1937 auch die „SA-Standarte 12 (Neustadt)“ durch die Heil- und Pflegeanstalt, um im Anschluss daran vor den Männern über „Ursache, Arten und Wesen der Erbkrankheiten“ zu sprechen. Die Ermordung von Patientinnen und Patienten im Rahmen der „Aktion T4“ nach der Räumung der Klingenmünster Anstalt im Herbst 1939 schien Edenhofer bekannt gewesen zu sein. Darüber hinaus beteiligte er sich nach der Wiederinbetriebnahme der Anstalt im Jahr 1940 wohl aktiv an den Tötungen von Patientinnen und Patienten im Rahmen der dezentralen „Euthanasie“.

Quellen

Landesarchiv Speyer O46; NSZ Rheinfront. Ausgabe Neustadt an der Weinstraße, 1937.

Literatur

Christoph Bayer, Von der „Kreis-Irrenanstalt“ zum Pfalzklinikum. Eine Geschichte der Psychiatrie in Klingenmünster. Kaiserslautern 2009. Die Monographie zeichnet detailliert die Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster vom 19. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre nach. Im Mittelpunkt steht hierbei die Anstaltspraxis aus Sicht sowohl von Patientinnen und Patienten als auch der in der Heil- und Pflegeanstalt Tätigen.

Karl Scherer u. a., Psychiatrie im Nationalsozialismus. Die Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster 1933–1945. Kaiserslautern 1998. Das Buch gibt einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt in der Zeit des Nationalsozialismus, insbesondere auch zur Tätigkeit Gottfried Edenhofers zunächst als stellvertretender Anstaltsleiter, ab 1936 dann als Direktor der Heil- und Pflegeanstalt und seiner Haltung dem NS-Regime und seiner Gesundheitspolitik gegenüber.

Theo Wieder (Hrsg.), NS-Psychiatrie in der Pfalz. Eine Wanderausstellung des Pfalzklinikums und des Bezirksverbandes Pfalz. Klingenmünster 2012. Der Begleitband zur gleichlautenden Wanderausstellung gibt mit Fokus auf der Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster durch kurze Texte einschließlich Betroffenenporträts einen Überblick über die pfälzische Psychiatriegeschichte und bietet zahlreiches Bild- und Dokumentenmaterial.

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