Köhler, Alfred

Alfred Köhler

von Paul Warmbrunn

Alfred Köhler wurde am 1. Oktober 1883 in Gimmeldingen als Sohn des Weingutbesitzers und Bürgermeisters Adam Köhler geboren. Nach dem Besuch des humanistischen Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums in Neustadt und anschließendem Dienst als Einjährig-Freiwilliger studierte er in München und Erlangen Rechtswissenschaft. 1910 legte er das 2. Juristische Staatsexamen ab und wurde in Erlagen zum Dr. iur. promoviert. Nach Anfangsanstellungen als Amtsanwalt in Wolfstein, Lauterecken und Otterberg und Teilnahme am Ersten Weltkrieg als mehrfach ausgezeichneter Hauptmann und Batteriechef war er seit 1919 als Amts- und Staatsanwalt sowie Richter am Amts- und Landgericht Kaiserslautern tätig. In dieser Zeit gehörte er der – in der Pfalz rechts stehenden – Deutschen Volkspartei (DVP) an. Von 1930 bis 1933 war er Oberamtsrichter und Vorstand des Amtsgerichts Edenkoben. Am 9. Mai 1933 schlug ihn Gauleiter Josef Bürckel in einem persönlichen Schreiben an den bayerischen Justizminister als Präsidenten des Oberlandesgerichts (OLG) Zweibrücken und den aus Mußbach stammenden Landgerichtsdirektor Dr. Karl Mugler als Landgerichtspräsidenten in Landau vor, wäre aber auch mit der „umgekehrten Regelung“ einverstanden gewesen. Trotz der Protektion der NSDAP, der er seit dem 1. Mai 1933 angehörte, kam Köhler damals aber – anders als Mugler in Landau – in beiden Positionen nicht zum Zuge. Zum 1. Oktober 1933 wechselte er als Oberstaatsanwalt an das Landgericht München I, wurde dort aber bereits in den Jahren 1934 bis 1936 zur Verwendung beim Volksgerichtshof in Berlin beurlaubt. Nach einer Zwischenstation als Verwaltungsgerichtsrat beim Verwaltungsgerichtshof in München wurde er am 1. Dezember 1937 zum Senatspräsidenten beim Volksgerichtshof ernannt; als solcher präsidierte er, oft in auswärtigen Sitzungen an pfälzischen Gerichtsstandorten, auch in Verhandlungen gegen Angeklagte aus der Pfalz. Kurz vor Kriegsende wurde er 1944 noch Präsident des pommerschen OLG Stettin, wo er bis zur Einstellung der Gerichtstätigkeit am 11. April 1945 verblieb. Vor der Roten Armee geflohen, kam er im September 1945 ins heimatliche Gimmeldingen. Dort wurde er im Auftrag der französischen Besatzung verhaftet und verstarb wenige Tage später, am 19. September 1945, in der Internierung unter ungeklärten Umständen.

Quellen

Bundesarchiv Berlin R3001 63914–63919, R9361–II–545844; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München MJu 12004; Eine ehrenvolle Beförderung – Dr. Köhler, Gimmeldingen, Senatspräsident beim Volksgerichtshof, in: NSZ Rheinfront. Ausgabe Neustadt an der Weinstraße, 30.12.1937.

Literatur

Alfred Köhler (Jurist), in: Wikipedia, Version vom 03.05.2020, Aufruf zuletzt am 22.06.2020. Einziger weitgehend vollständiger biographischer Lebensabriss zu Köhler, der vom Verfasser ermittelt werden konnte, wurde auf der Grundlage der „Kösener Corpslisten“ aus corpsstudentischer Sicht für Wikipedia verfasst.

Paul Warmbrunn, Personalprofil der Richter und Staatsanwälte in der Pfalz und Rheinhessen im Dritten Reich, in: Ministerium der Justiz Rheinland-Pfalz (Hrsg.), Justiz im Dritten Reich: Justizverwaltung, Rechtsprechung und Strafvollzug auf dem Gebiet des heutigen Landes Rheinland-Pfalz, Bd. 1. Frankfurt a. M. 1995, 81–194, hier 120–121, 179. Übergreifende prosopografische Darstellung zu den „Justizjuristen“ (Richtern und Staatsanwälten) in der Pfalz und Rheinhessen während des „Dritten Reiches“ mit quantifizierenden Auswertungen.

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