Fußballsport

Ankündigung des Besuchs der Jugendmannschaft von Lazio Rom in Neustadt, in: NSZ Rheinfront, 12. April 1938.

von Felix Maskow

Der Neustadter Fußball zeichnete sich zwischen 1933 und 1945 durch eine starke Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus bzw. die NSDAP-Organisationen aus. Er besaß einen hohen Stellenwert im Alltag Neustadts und spielte eine zentrale Rolle bei der Veralltäglichung der NS-Volksgemeinschaftsidee. Ab der „Machtergreifung“ 1933 wurde der Fußballsport auch in Neustadt sukzessiv „gleichgeschaltet“. Zwar blieben die Neustadter Fußballvereine bis zur Gründung des Neustadter Großsportvereins 1937 bestehen, sahen sich jedoch einer zunehmenden Konkurrenz durch Fußballaktivitäten der NS-Organisationen ausgesetzt. Besonders deutlich wurde dies im Jugendfußball, wo die Hitlerjugend (HJ) mit ihren zahlreichen Turnieren, Fußballspielen und einem eigenen Pflichtspielbetrieb den Vereinsfußball existentiell bedrohte. Im Neustadter Betriebsfußball waren es die Deutsche Arbeitsfront (DAF) sowie Kraft durch Freude (KdF), die den Fußballsport durch die Organisation von Betriebssportgemeinschaften und Freundschaftsspielen monopolisierten. Im Bereich des Militärs diente der Fußball für Wehrmacht und SS als kriegswichtiges Mittel zur Wehrertüchtigung, weshalb ab 1939 auch in Neustadt zahlreiche Militärmannschaften entstanden, die eigene Spiele und Turniere veranstalteten und teils sogar am Verbandsspielbetrieb der Vereine teilnahmen. Fußballgroßveranstaltungen wie der Besuch der Jugendmannschaft des italienischen Spitzenclubs Lazio Rom in Neustadt 1938 oder die „Opferspiele“ für das NS-Winterhilfswerk waren zentral für die örtliche NS-Politik, da mit ihnen eine „Volksgemeinschaft im Kleinen“ inszeniert werden sollte und die NS-Führungsriege sich selbst präsentieren konnte.

Quellen

NSZ Rheinfront. Ausgabe Ost, 1935–1936; NSZ Rheinfront. Ausgabe Neustadt an der Weinstraße, 1937–1940; NSZ Westmark. Ausgabe Neustadt an der Weinstraße, 1941–1943; Pfälzer Anzeiger. Die Heimatzeitung der Haardt. Ausgabe Haardt, 1935–1943.

Literatur

Nils Havemann, Fußball unterm Hakenkreuz. Der DFB zwischen Sport, Politik und Kommerz. Bonn u. a. 2005. Diese Monographie bietet einen guten Gesamtüberblick über das Thema Fußball im Nationalsozialismus auf gesamtdeutscher Ebene.

Markwart Herzog (Hrsg.), Fußball zur Zeit des Nationalsozialismus. Alltag – Medien – Künste – Stars. Stuttgart 2008. In diesem Sammelband finden sich einige aufschlussreiche Beiträge vor allem zur Vereinnahmung des Fußballs durch die Hitlerjugend und das Militär im Nationalsozialismus.

Rudolf Oswald, „Fußball-Volksgemeinschaft“. Ideologie, Politik und Fanatismus im deutschen Fußball 1919–1964. Frankfurt u. a. 2008. Der Autor legt mit diesem Werk die wohl umfassendste Darstellung für das Thema Fußball im Nationalsozialismus vor und hebt insbesondere den Zusammenhang zwischen dem Fußballsport und der NS-Volksgemeinschaftsidee hervor.

chevron_left chevron_right