Huber, Eugen

von Martin Hanisch

Am 13. Mai 1902 in Mundenheim geboren, absolvierte Huber zunächst eine Lehre zum Schlosser. Wohl aufgrund wiederholter Arbeitslosigkeit trat er 1928 der NSDAP Neustadt bei, für die er zwischen 1930 und 1935 Mitglied im Stadtrat war. Auch in die SA trat er 1928 ein und stieg dort bis in den Rang eines Sturmführers auf. 1930 wechselte er in den kürzlich reaktivierten SS-Sturm des Bezirks Neustadt und Dürkheim über und war von 1933 bis 1935 als Obersturmführer mit dessen Leitung betraut. Im gleichen Jahr nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten war Huber als Truppführer von SS-Hilfspolizisten bei mehreren Hausdurchsuchungen gegen politische Gegner der NSDAP führend beteiligt. Als am 10. März 1933 das (frühe) Konzentrationslager in einer ehemaligen französischen Kaserne in Neustadt errichtet wurde, stellten vornehmlich arbeitslose SS-Männer seiner Einheit das dortige Wachpersonal. Huber wurde somit zum ersten Verantwortlichen im Lager, dessen Kommando ab dem 17. März 1933 offiziell SA-Standartenführer Adam Durein übernahm. Unter Hubers Führung und Verantwortung kam es zu zahlreichen Gewalttaten, Demütigungen und Schikanen der Wachmannschaft gegenüber den Schutzhäftlingen, an denen sich Huber auch selbst beteiligte. So wurden etwa die Gefangenen von ihm genötigt, über den Kasernenhof zu exerzieren und dabei das Horst-Wessel-Lied zu singen. Die Schikanen gipfelten schließlich im Selbstmordversuch von Hermann Zahm. Für seine Taten im (frühen) Konzentrationslager Neustadt wurde Huber nie verurteilt. Sein Verfahren wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor dem Schwurgericht Frankenthal im April 1950 wurde aufgrund des Straffreiheitsgesetzes vom 31. Dezember 1949 und wegen Verjährung eingestellt. In seinem Entnazifizierungsverfahren vor der Spruchkammer I in Neustadt am 25. August 1949 wurde Huber lediglich als „Minderbelasteter“ eingestuft.

Quellen

Amtsgericht Germersheim, Aussage Eugen Hubers in seiner Vernehmung wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Germersheim, 07.03.1947, http://www.gedenkstaette-neust..., Aufruf zuletzt am 11.07.2020.

Eugen Huber, Erläuterungen zum Fragebogen seines Spruchkammerverfahrens, 20.02.1949, Landesarchiv Speyer (LASp) R18 20925.

Haftbefehl des Amtsgerichts Germersheim, 07.03.1947 gegen Eugen Huber, http://www.gedenkstaette-neust..., Aufruf zuletzt am 11.07.2020.

Protokoll der öffentlichen Sitzung des Schwurgerichts am Landgericht Frankenthal, 20.04.1950, http://www.gedenkstaette-neust..., Aufruf zuletzt am 11.07.2020.

Literatur

Miriam Breß, Das (frühe) Konzentrationslager Neustadt. „Erziehung zur Volksgemeinschaft“, in: Markus Raasch (Hrsg.), Volksgemeinschaft in der Gauhauptstadt. Neustadt an der Weinstraße im Nationalsozialismus. Münster 2020. Die Autorin schildert unter anderem die Rolle Hubers und der SS bei der Misshandlung von Gefangenen im (frühen) Konzentrationslager Neustadt.

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