Zahm, Hermann

Hermann Zahm im städtischen Krankenhaus 1933 oder 1934. Foto: Stadtarchiv Ludwigshafen, 48.

von Miriam Breß

Hermann Zahm wurde am 17. Januar 1909 geboren, war von Beruf Schriftsetzer und Schutzformationsführer des Reichsbanners Neustadt. Im Juli 1932 befand er sich im Reichsbannerlokal, als dieses während des Gautages der NSDAP überfallen wurde. Im Zuge der „Machtergreifung“ wurde er am 10. März 1933 in „Schutzhaft“ genommen und in das Amtsgerichtsgefängnis Neustadt gebracht. Von dort wurde er am 15. März 1933 in das (frühe) Konzentrationslager Neustadt überführt und in Einzelhaft verlegt. Am folgenden Tag verhörte ihn der Kriminalbeamte Jakob Böll über die Geschehnisse am Gautag. Seit Monaten hatte Böll einseitig Ermittlungen gegen das Reichsbanner geführt. Jetzt drohte er Zahm im Lager mit den SS-Hilfspolizisten, wenn er eine Tatbeteiligung nicht zugeben würde. Diese misshandelten Zahm daraufhin schwer und schlugen ihn mehrmals bewusstlos. Um weiteren Misshandlungen zu entgehen, sprang Zahm aus dem dritten Stock des Kasernengebäudes. Auf Veranlassung des Offiziers des benachbarten Freiwilligen Arbeitsdienstes wurde Zahm – unter Gegenwehr der SS-Männer – ins städtische Krankenhaus gebracht. Noch am folgenden Tag verhörte ihn dort die Polizei und nahm eine Anzeige auf. Von der Polizei angezeigt wurde Zahm wegen „Selbstmordversuch bei Maßnahmen“. Für den Selbstmordversuch gab es laut Polizeiprotokoll allerdings keine Zeugen. Aktiv beteiligte sie sich dadurch an der Vertuschung der Straftaten im (frühen) Konzentrationslager Neustadt. Zahm befand sich über ein Jahr lang in „Schutzhaft“ im städtischen Krankenhaus. Aufgrund der Misshandlungen blieb er 70 Prozent-Invalide. Er starb 1983 in Erlangen.

Quellen

Landesarchiv Speyer J72 332, H75 16.

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