Königsbach

1942: Josef Engel mit Königsbacher Buben auf dem Sockel des Wendekreuzes. Foto: Fotosammlung Hubert Eckel.

von Stefan Schaupp

Der heute nördlichste Ortsteil von Neustadt verweigerte sich zunächst einer ideologischen und parteipolitischen Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus. Der Grund hierfür lag in einem katholischen Monokonfessionalismus. Im Jahr 1934 waren von 819 Einwohnern 812 katholisch und 7 protestantisch. Dies spiegelte sich auch im Wahlverhalten wider. Bei allen Wahlen der Weimarer Republik wurde die Bayerische Volkspartei/Zentrum (BVP/Z) stärkste Partei. Mit 75,6 Prozent der Stimmen übertraf sie bei der Wahl am 5. März 1933 das reichsweite Ergebnis erheblich, während die NSDAP lediglich 20,8 Prozent erreichte. Auch die Wahl des Bürgermeisters 1933 erfolgte, als ob es keine „Gleichschaltung“ gegeben habe. Im neuen Gemeinderat saßen zunächst sieben Abgeordnete der BVP/Z, die den bereits seit 1920 amtierenden Bürgermeister Heinrich Klamm (BVP/Z) am 27. April wiederwählten. Dem gegenüber stand lediglich ein Vertreter der NSDAP im Gemeinderat, der seine Stimme dem Eisenbahnbeamten Franz Pfaff (NSDAP) gab. Allerdings legte die NSDAP gegen dieses Ergebnis Protest ein, in dessen Folge am 9. Mai Franz Pfaff zum Bürgermeister gewählt wurde. Bemerkenswert dabei ist, dass sein am gleichen Tag gewählter Stellvertreter, Jakob Herfel, Mitglied der BVP/Z war. Im August 1933 gaben die sieben BVP/Z-Gemeinderäte ihre Sitze auf und wurden durch Vertreter der NSDAP ersetzt. Dennoch zeigte sich auch danach noch eine virulente Verweigerungshaltung gegenüber den Erwartungen des NS-Regimes. Bei der Eröffnung eines Turnfestes in Königsbach am 29. August 1933 z. B. wurde nach der Eröffnungsansprache das „Horst-Wessel-Lied“ gesungen. Dabei blieben einige Anwesende, darunter die beiden Vorstände der Winzergenossenschaft und Mitglieder des Kriegervereins, demonstrativ sitzen, was die „NSZ Rheinfront“ zu einem empörten Artikel veranlasste. Zudem kam es zu Interessenskonflikten, die zum Ausdruck bringen, dass die bedingungslose Eingliederung in die Volksgemeinschaft in Königsbach nicht an erster Stelle stand. Am 9. Januar 1934 beschloss die Ortsschulpflegschaft eine Beschwerde bei der Gauleitung, um zu erreichen, „dass Angehörige des BDM und der HJ nicht mehr in der Erfüllung ihrer schulischen und religiösen Pflichten behindert werden dürfen“. Überhaupt hatten es die Hitlerjugend und der Bund Deutscher Mädel schwer, sich in Königsbach zu etablieren. Noch im Mai 1937 waren lediglich 10 Jungen und 15 Mädchen Mitglied in den NS-Jugendorganisationen. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass auch nur wenige Königsbacher Mitglied in der NSDAP waren, ist die erst am 12. Dezember 1934 erfolgte Gründung einer NSDAP-Zelle, zu deren Leiter der Hauptlehrer Jakob Fouquet avancierte. Die Königsbacher Parteizelle wurde an die Ortsgruppe Gimmeldingen angeschlossen. Am 25. Februar 1937 löste der Gastwirt Franz Schneider den bisherigen Bürgermeister Franz Pfaff ab, da dieser wegen seiner Tätigkeit als Reichsbahnbeamter auf seine Funktion verzichten musste. Allerdings wurde dieser Erster Beigeordneter.

Quellen

NSZ Rheinfront. Ausgabe Ost, 1933–1934; NSZ Rheinfront. Ausgabe Neustadt, 1933; Pfälzer Anzeiger. Die Heimatzeitung der Haardt. Ausgabe Haardt, 1937/1942; Stadtarchiv Neustadt Ortsteil Königsbach 152 u. 154.

Literatur

Thomas Fandel, Konfession und Nationalsozialismus. Evangelische und katholische Pfarrer in der Pfalz 1930–1939. Paderborn 1997. Grundlegendes Werk auf enormer Quellenbasis zum Verhalten der beiden großen Konfessionen gegenüber dem aufkommenden und später etablierten Nationalsozialismus, das auch innerkirchliche Konflikte berücksichtigt.

Ortsverwaltung Königsbach (Hrsg.), Königsbach. Beiträge zur Geschichte eines Weindorfes. Neustadt a. d. W. 1994. Materialreiche Sammlung verschiedener Aspekte der Ortsgeschichte.

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