Johannes (Jean) Niklas, am 30. August 1911 in Deidesheim geboren, war katholisch getauft und später entschiedener Freidenker. Er war Maurer, nach dem Zweiten Weltkrieg Polizeibeamter. Er gehörte den Naturfreunden Neustadt an und beteiligte sich in den 1920er Jahren u. a. am Bau des örtlichen Naturfreundehauses. Als Mitglied der KPD saß er vom 10. März 1933 bis zum 15. Mai 1933 in „Schutzhaft“, erst im Amtsgerichtsgefängnis Neustadt, dann im frühen Konzentrationslager Neustadt und zuletzt im Edenkobener Gefängnis. Während dieser Zeit beteiligte er sich an einem Hungerstreik. Er kann genauso wie das Ehepaar Käthe und Ludwig Brunner, Fritz Ciriaci, Emilie Karl, Hans Reichert, Hans Schreiber und Willi Wessel einer kleinen kommunistischen Widerstandsgruppe in Neustadt zurechnet werden. U. a. beteiligte er sich an der Entfernung eines überdimensionalen Hakenkreuzes im Steinbruch auf der Grenze von Haardt und Gimmeldingen. Da er als politisch unzuverlässig galt, wurde er im Zweiten Weltkrieg zum „Strafbatallion 999“ eingezogen. Eingesetzt wurde er z. B. in Nordafrika, wo er in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. Unbelastet durch die Zeit des Nationalsozialismus wurde Johannes Niklas nach 1945 als Polizist angestellt. Weil er sich weigerte, aus der KPD auszutreten, wurde er 1951 aus dem öffentlichen Dienst entlassen und musste wieder als Bauarbeiter arbeiten. In den 1960er Jahren fuhr er regelmäßig mit den Neustadter Naturfreunden zu den Ostermärschen gegen einen drohenden Atomkrieg. Er starb am 21. Januar 1994 in Neustadt.
Quellen
Interne Dokumente der Naturfreunde Neustadt.
Gefangenenbuch B Amtsgerichtsgefängnis Neustadt, Landesarchiv Speyer (LASp) J89 1.
Gefangenenbuch B Amtsgerichtsgefängnis Edenkoben, LASp J15 1512.
Jean Niklas, Interview 1986, durchgeführt von Karl Fücks (zugänglich über KZ-Gedenkstätte in Osthofen).
Literatur
Klaus J. Becker, Die KPD in Rheinland-Pfalz. Mainz 2001. Standardwerk zur rheinland-pfälzischen KPD, das auf breiter Quellengrundlage argumentiert, im Detail aber Ungenauigkeiten enthält.
Hans Denig, Die Blaue Blume oder zwischen Rot und Grün. 100 Jahre Touristenverein „Die Naturfreunde“, 85 Jahre Naturfreunde Rheinland-Pfalz. Ludwigshafen a. Rh. 1995. Nicht durchgehend akribisch recherchierte Festschrift.
Gerhard Wunder, Die Sozialdemokratie in Neustadt an der Weinstraße seit 1832. Neustadt a. d. W. 1985. Chronologisch und ereignisbezogen angelegte Monografie, die in instruktiver Weise auch die NS-Zeit behandelt, freilich teilweise als veraltet angesehen werden muss.