Forthuber, Richard

von Markus Raasch

Richard Forthuber wurde am 18. September 1882 in Kaiserslautern geboren. Er studierte Rechtswissenschaft an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg und wurde dort 1907 zum Dr. jur. promoviert. Ab 1920 war er parteiloser Bürgermeister von Neustadt an der Haardt. Nachdem er 1926 NSDAP-Parteiversammlungen sowie die kostenlose Verteilung des NS-Presseorgans „Der Eisenhammer“ verboten hatte, stand er im Fadenkreuz der örtlichen Nationalsozialisten. Die NSDAP startete eine lärmende Hetzkampagne gegen ihn und instrumentalisierte dazu den in der Pfalz wegen der französischen Besatzungsherrschaft besonders ausgeprägten Nationalismus. So kreidete sie Forthuber seine Bereitschaft zum Arrangement mit den Franzosen in aggressiver Polemik als „Separatismus“ an und verwendete große Mühe darauf, ihn als Musterbeispiel nationaler Unzuverlässigkeit und als „Französling“ zu diskreditieren. Dies führte, da sich Forthuber gegen die Anschuldigungen juristisch zu wehren wusste, zu einer ganzen Reihe von Prozessen. Ab 1930 wurde die Kampagne auch im Stadtrat geführt: Als dort im Februar 1930 die Neuwahl des Bürgermeisters anstand, verteilte die NSDAP im Vorfeld in der Stadt ein Flugblatt, in dem sie Forthuber als „Schande für die Stadt Neustadt“ und alle ihn unterstützenden Stadträte als „niederträchtige Lumpen, Gesindel und Pack“ beschimpfte. Im Folgenden malträtierte sie ihn mit Misstrauensanträgen und Anträgen auf Auflösung und Neuwahl des gesamten Stadtrats. Die klare Mehrheit des Stadtrats wies diese aber stets deutlich und empört zurück. Am 10. März 1933 wurde Forthuber in „Schutzhaft“ genommen, die er im Amtsgerichtsgefängnis Neustadt und im Krankenhaus „Hetzelstift“ verbrachte. An Forthubers Stelle setzte Gauleiter Josef Bürckel, von der neuen nationalsozialistischen bayerischen Staatsregierung dazu ermächtigt, als kommissarischen Bürgermeister den Kaiserslauterer Rechtsanwalt Rudolf Hammann ein. Forthuber wurde Ende Juli 1933 aus der „Schutzhaft“ entlassen, politisch auffällig war er fortan nicht mehr. Im Rahmen der Entnazifizierungsverfahren wurde er als „unbelastet“ eingestuft, am 3. Mai 1945 zum kommissarischen Oberbürgermeister von Landau und am 5. Mai 1945 zum Landrat des Landkreises Landau in der Pfalz ernannt. Diesen Posten behielt er bis zum 31. Oktober 1949. Forthuber starb am 23. Mai 1957 in Landau.

Quellen

Dr. Forthuber als 1. Bürgermeister wiedergewählt, in: Pfälzische Bürgerzeitung, 13.02.1930.

Literatur

Sarina Hoff, Weichenstellungen. Neustadt und seine politische Kultur 1918–1932, in: Markus Raasch (Hrsg.), Volksgemeinschaft in der Gauhauptstadt. Neustadt an der Weinstraße und der Nationalsozialismus. Münster 2020. Der Aufsatz erhellt den Aufstieg der NSDAP, in dem er reichsweite Entwicklungen und lokalspezifische Bedingungen korreliert. Ausführlich wird dabei auch auf die Kampagne gegen Richard Forthuber eingegangen.

Miriam Breß, Die frühen Verfolgungen. „Schutzhaft“ als Mittel zur Herstellung der Volksgemeinschaft, in: Markus Raasch (Hrsg.), Volksgemeinschaft in der Gauhauptstadt. Neustadt an der Weinstraße und der Nationalsozialismus. Münster 2020. Akribisch recherchierter Aufsatz, der auch die Inhaftierung von Richard Forthuber thematisiert.

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