Lederle, Werner

Werner Lederle. Foto: Corps Suevia München, entweder Adolf Fillibeck † oder Wolfgang Gottwald † (H.-B. Herzog) – Archiv Corps Suevia München.

von Markus Raasch

Werner Lederle wurde am 11. September 1905 in Rockenhausen geboren. Sein Vater war u. a. Vorstand des Bezirksamtes Ludwigshafen. Von 1923 bis 1927 studierte er in Würzburg und München Rechts- und Staatswissenschaften. Als Referendar wurde er 1928 in Würzburg zum Dr. jur. promoviert. 1931 trat er in den Verwaltungsdienst des Freistaats Bayern. Er kam als Regierungsassessor nach Ansbach und im April 1933 als Regierungsrat an das Landratsamt im Landkreis Landau in der Pfalz. Schon seit 1920 war er für die völkische Bewegung und ab 1923 auch für die NSDAP engagiert. Nachdem er sich bereits nach der „Machtergreifung“ Anfang 1933 als kommissarischer Bürgermeister der Stadt Lauf an der Pegnitz im Kommunaldienst betätigt hatte, wurde er im Juni 1933 Nachfolger von Rudolf Hammann als Oberbürgermeister von Neustadt an der Haardt. Nach drei Jahren musste er seine Stellung allerdings widerwillig aufgeben, weil die Stadtspitze Neustadts im März 1936 aus machtstrategischen Gründen auf Veranlassung des Gauleiters Josef Bürckel vollständig ausgewechselt wurde. Der Erste Beigeordnete Hieronymus Merkle stieg unter Beibehaltung seines Parteiamtes als Kreisleiter zum Bürgermeister der Stadt Bad Dürkheim auf und löste dort Richard Imbt ab, der jetzt wiederum als Oberbürgermeister nach Neustadt wechselte. Dessen Stellvertreter wurde der bisherige NSDAP-Fraktionsführer im Stadtrat und Leiter der NSDAP-Ortsgruppe Neustadt-West, Karl Schlee, der 1938 das Amt des Oberbürgermeisters übernahm, als Imbt in dieser Funktion nach Kaiserslautern wechselte. Bürckel hatte also seine „Gauhauptstadt“ 1936 vollständig unter Kontrolle gebracht. Lederle kam im April 1936 als Hauptreferent zum Deutschen Gemeindetag, Landesstelle Bayern in München. Am 1. April 1938 wurde er Beigeordneter und berufsmäßiger rechtskundiger Stadtrat der Stadt München. Ab 1939 diente er bei der Artillerietruppe von Wehrmacht und Waffen-SS, zuletzt als Unteroffizier. 1940 war er in Krakau Mitarbeiter beim Amtschef des Generalgouverneurs für das Generalgouvernement. Im Zuge der „Entnazifizierung“ musste Lederle eine hohe Geldbuße entrichten, er erstritt sich freilich später die ihm vermeintlich zustehenden Pensionsbezüge. Fortan war er als Jurist in Ludwigshafen am Rhein tätig, 1953 ließ er sich als Rechtsanwalt in München nieder. Dort starb er am 23. November 1977.

Literatur

Franz Maier/Martin Hanisch, Ganz normale Männer? Ein Profil der Neustadter NSDAP, SA und SS, in: Markus Raasch (Hrsg.), Volksgemeinschaft in der Gauhauptstadt. Neustadt an der Weinstraße und der Nationalsozialismus. Münster 2020. Quellengesättigte Studie zum Führungspersonal und zur sozialen Zusammensetzung von NSDAP, SA und SS in Neustadt, die auch die Neustadter Oberbürgermeister im Blick hat.

chevron_left chevron_right